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Info-Sturm als laues Lüftchen

Von Francesco Campagner

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Wahlen haben ihre eigene Dramaturgie. Nach Wochen intensiver Wahlwerbung und emotionsgeladener Diskussionen tritt eine Art Ruhe vor dem Sturm ein. Dies ist in einem audiovisuellen Medium wie dem Fernsehen besonders deutlich zu spüren. Am Samstagabend berichtete etwa die "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr nicht mehr über Ferrero-Waldner und Fischer, sondern über des ORF eigene Tätigkeit am Tag der Wahl. Am Sonntag waren Informationen (etwa über Wahlbeteiligung) bis in die späten Nachmittagsstunden Mangelware.

Hätte nicht der noch amtierende Bundespräsident für ein wenig Gesprächsstoff gesorgt, wäre man kaum auf den Gedanken gekommen, dass sich bis 17 Uhr rund vier Millionen Österreicher zu den Wahlurnen begeben hatten, um den neuen Bundespräsidenten zu küren. Danach begann allerdings das Feuerwerk der Information, wobei schon die erste Hochrechnung ziemlich genau das Endergebnis vorwegnahm. Trotzdem wirkte das Wahlberichterstatter-Team um Ingrid Thurnher und Gerald Groß des öfteren ein wenig konfus. Ein Interview mit dem Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer ging durch offensichtliches Desinteresse und Abgelenktheit Thurnhers komplett daneben, und auch einige andere kleinere Schnitzer gesellten sich im Laufe des Wahlabends hinzu.

Ziemlich unnötig erwies sich die Diskussion bei "Offen gesagt", die keinerlei interessante Aspekte hervorbringen konnte. Der Info-Sturm erwies sich bei dieser Wahl als laues Lüftchen, das erstaunlich rasch versiegte.