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Der Krieg in Jugoslawien läßt auch den treuesten ORF-Seher ein bißchen im Kabel- und Satellitenreich herumwandern. Man möchte ganz einfach wissen, was vorgeht. Wieder zurück im Lehnstuhl macht man
sich so seine Gedanken, was es sein könnte, das man bei den heimischen Nachrichten vermißt.
Die Hypothese ist folgende: Ein bißchen wirkt die "objektive" Berichterstattung des ORF, die einem NATO-Sprecher ähnlich viel Glaubwürdigkeit zumißt wie einer Verlautbarung aus Belgrad, wie die
Neutralität des Staates Österreich: Wenn einem nichts Gescheiteres einfällt, dann ist das eine sehr gute Lösung.
Bedeutsam in diesem Zusammenhang war vielleicht eine kleine Nebenbemerkung des ORF-Reporters Johannes Wiesner, der referierte, daß die NATO uneins sei darüber, ob man nun das serbische
Propagandafernsehen bombardieren soll oder nicht. Die vielleicht naive Drohung der NATO, das Fernsehen zu zerstören, wenn man nicht einige Stunden Westinformation ausstrahlen könne, veranlaßte
Wiesner zu der aus dem Mund eines Reporters aus einem demokratischen Land erstaunlichen Feststellung, daß Westfernsehen bei den fanatisierten Serben wohl auch nichts bewirken könne. Ein Journalist
sollte überzeugt sein, daß Information alles ist. Vor etwas mehr als 50 Jahren, als bei uns hier viele Menschen ebenso abstoßend fanatisiert auf den Endsieg hofften, hörten andere mit wachsender
Hoffnung heimlich und unter Gefahr Feindsender.