Ab Juli 3 Prozent Zinsen für täglich fällige Einlagen. | Ausbau zur Vollbank denkbar. | Wien. Die Direktbank ING-DiBa hat vor zwei Jahren frischen Wind in das österreichische Spargeschäft gebracht: Keine Mindesteinlage, keine Mindestbindungsdauer und trotzdem hohe Zinsen.
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Ein Wind, der auch heute noch den anderen Banken kräftig um die Ohren bläst, denn auf der Jagd nach mehr Kunden und einem größeren Marktanteil hebt die Direktbank ihre Zinsen mit 1. Juli 2006 nun nochmals an; und zwar auf 3 Prozent, wie Heinz Stiastny, General Manager der ING-DiBa Austria, am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz berichtete. Die letzte Erhöhung gab es erst im März dieses Jahres von 2,5 auf 2,75 Prozent.
Bei klassischen Banken erhalten die Kunden ohne längere Bindungszeit für ihre Spareinlagen oft nicht einmal ein Prozent. Stellt sich die Frage: Wie macht das die ING-DiBa?
Der Direktbank entsteht nach eigenen Angaben nur etwa ein Fünftel der Kosten, die traditionelle Filialbanken haben. Die Kommunikation zwischen der Bank und ihren Kunden funktioniert ausschließlich per Telefon, Internet oder Postweg. In der Zentrale in Wien arbeiten rund 150 Mitarbeiter. Am ehemaligen Firmensitz in Linz sind es noch etwa 20, doch die Übersiedelung nach Wien ist abgeschlossen, der Standort wird aufgelöst.
Quelle, Entrium, ING
Ende 2003 hatte die zum niederländischen Finanzkonzern Internationale Niederlande Gruppe (ING) gehörende Allgemeine Deutsche Direktbank Aktiengesellschaft (DiBa) die Entrium Bank übernommen und damit auch die ehemalige Quelle Bank in Österreich und Deutschland. Der Allfinanzkonzern ING ist im Bank- und Versicherungsgeschäft tätig und verfügt über Niederlassungen in 50 Ländern. In Österreich erfolgte im Mai 2004 der Start mit dem Namen ING-DiBa Austria Direktbank unter der Leitung von Heinz Stiastny, der zuvor für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien tätig war. Einen weiteren Kostenvorteil bringt die Tatsache, dass die Direktbank nur einige wenige Produkte anbietet, die je nach Land unterschiedlich sind. Die Devise laute jedenfalls: "Think global and act local", erklärt Klaus Oskar Schmidt, Mitglied des Vorstandes der ING-DiBa in Frankfurt. Neben Deutschland und Österreich betreibt die ING das Direktbanking auch in Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien sowie den USA, Kanada und Australien. "Es geht darum, in die Märkte zu gehen, wo die Leute viel Geld haben", so Schmidt. Als nächstes werde an einen Markteintritt in Skandinavien, Japan und in der Schweiz gedacht.
"In Österreich liegt der Fokus auf dem Spargeschäft", erklärt Stiastny im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Dafür wird auch intensiv geworben: Die ING-DiBa lässt sich die Eroberung Österreichs seit 2004 jährlich rund 10 Mio. Euro kosten. Der Großteil dieser Mittel wird für Marketing und IT ausgegeben. Mit dem Konzern sei ein Zeitraum von drei Jahren für die Aufbauarbeit vereinbart. Um etwas Neues zu machen, müsse man eben "Geld in die Hand nehmen".
Ziel: 300.000 Kunden
Weiters im Produktangebot der ING-DiBa Österreich sind Sparbriefe mit einer mehrjährigen Bindungsdauer, Konsumenten-Kredite und Fonds. Langfristig sei ein weiterer Ausbau des Produktangebots bis hin zu einer Vollbank denkbar, gab Schmidt zu verstehen: "Die Direktbank ist in der Endausbaustufe eine Universalbank. Sie kann sich auch in Österreich dazu entwickeln". Auf die Frage, ob die Bank zur Finanzierung der hohen Zinsen das Geld selbst besonders risikoreich veranlagen muss, antwortet Stiastny: "Die Holländer sind vorsichtige Kaufleute". Das Geld der Kunden sei sicher. Die ING-DiBa Österreich untersteht als Niederlassung der deutschen DiBa der deutschen Bankenaufsicht und Einlagensicherung. Die durchschnittliche Einlage pro Kunde liegt derzeit bei rund 11.000 Euro. Das Geld kann immer nur zwischen der ING-DiBa und der jeweiligen Hausbank überwiesen werden. "Das macht Attacken von Hackern völlig sinnlos", da das Geld nicht auf ein anderes Konto als das vom Kunden angegebene überwiesen wird, betont der Bankenchef.
Für die nächsten Monate hat sich die ING-DiBa Österreich ambitionierte Ziele gesetzt: Die Höhe der Einlagen soll in diesem Jahr von 2,55 Mrd. Euro (per Ende März) auf 3 Mrd. Euro steigen, die Kundenzahl in den nächsten 12 Monaten von derzeit 211.000 auf 300.000 wachsen.
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