Madrid/Barcelona - Mit der Donnerstag früh in Barcelona erfolgten Festnahme von Jose Ignacio Krutxaga und Ohiane Errazquin ist der spanischen Polizei ein weiterer Schlag gegen die Untergrundorganisation ETA gelungen, die seit der Aufkündigung des Waffenstillstandsabkommens am 3. Dezember 1999 23 Menschen ermordet hat. Insgesamt wurden im Vorjahr 100 Mitglieder und Sympathisanten der ETA festgenommen, 75 davon in Spanien, 24 in Frankreich und ein Mann in Mexiko.
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Jose Ignacio Krutxaga und Ohiane Errazquin gehörten dem Kommando Barcelona der ETA an, auf dessen Konto im Jahr 2000 vier Morde gingen. Am 21. September war in Sant Adria del Besos der Gemeinderat Jose Luis Ruiz Casado von der Volkspartei (PP) erschossen worden. Er war das erste ETA-Opfer in Katalonien seit dem Jahr 1994. Am 21. November wurde der frühere sozialistische Gesundheitsminister Ernest Lluch in der Parkgarage seines Wohnhauses in Barcelona durch Schüsse ermordet. Am 14. Dezember starb in Viladecavalls der Gemeinderat Francisco Cano Consuegra (Volkspartei), als ein an seinem Auto angebrachter Sprengsatz explodierte.
Das vorläufig letzte ETA-Opfer war der Polizist Juan Miguel Gervilla Valladolid, der vier Tage vor Weihnachten in Barcelona ermordet wurde, als er zwei Personen bei einer vermeintlichen Autohavarie helfen wollte. In dem Auto wurden später 13 Kilo Sprengstoff sichergestellt und jene Waffe, die bei den Morden an Casado und Lluch verwendet worden war.
Dem nun verhafteten Kommando wird aber auch ein versuchter Autobombenanschlag vom 2. November in Barcelona angelastet, bei dem zwei Polizisten verletzt worden waren, nachdem es zuvor eine Bombenwarnung gegeben hatte. Starke Hinweise gibt es auch dafür, dass dieses Kommando für einen versuchten Anschlag auf ein Gebäude des Verteidigungsministeriums in Girona verantwortlich ist, wo Mittwoch früh nach einer Warnung, zwei Bomben gefunden wurden.
Ohiane Errazquin zählte seit 1997 zu den meistgesuchten ETA-Terroristen. Sie nahm damals an einem Kommando teil, das den Gefängnispsychologen Javier Elosegui in San Sebastian ermordete.
96 Jahre Haft für führenden Terroristen
Da die ETA nach spektakulären Erfolgen der Polizei immer wieder spektakuläre Anschläge verübt hat, kann ein indirekter Zusammenhang mit dem Mittwoch erfolgten Urteil gegen ihren früheren Spitzenfunktionäre Francisco Mujika Garmendia (Pakito) nicht ausgeschlossen werden. Pakito war wegen eines Anschlages auf ein Gefängnisauto in Madrid im Jahr 1989 zu 96 Jahren Haft verurteilt worden.
Zwei spektakuläre An-schläge knapp verhindert
Spektakulär und mörderisch wären auch zwei Anschläge gewesen, die die ETA in den letzten 14 Tagen in Sevilla und in Zarautz in der Provinz Guipuzcoa geplant hatte.
Am Morgen des 31. Dezember hatte man vor dem Gebäude einer Versicherung ein mit Sprengstoff präpariertes Auto entdeckt worden, in dem rund 160 Kilo Dynamit gelagert waren, das von einem Einbruch in der Bretagne stammte, bei dem im September 1999 acht Tonnen Sprengstoff erbeutet wurden.
Ein besonderer ETA-Coup konnte zu Beginn dieser Woche auf dem Friedhof der Stadt Zarautz knapp verhindert werden. Am dritten Jahrestag des Mordes an dem Bauunternehmer und PP-Gemeinderat Jose Ignacio Iruretagoyena war dort die Führung der baskischen Volkspartei zu einer Gedenkkundgebung zusammengekommen. In einem Nachbargrab war eine Bombe mit vier Kilo Sprengstoff versteckt, die nur durch einen Fehler des Zündmechanismus nicht explodierte.
82 Prozent besorgt
Die zunehmende Brutalität der ETA - das abgelaufene Jahr war mit 23 Morden das blutigste seit 1992, als 26 Menschen dem Terror der baskischen Untergrundorganisation zum Opfer fielen - spiegelt sich auch im Bewusstsein der Bevölkerung wieder. In einer zu Jahresbeginn veröffentlichten Umfrage meinten fast 82 Prozent der Spanier, dass die Aktivität der Terroristengruppe das schlimmste Problem des Landes sei. Für ein Drittel der Spanier bedeutet der ETA-Terror auch ein persönliches Problem.