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Eine Charta für Krebspatienten fordert gleiche Rechte für alle EU-Bürger ein, | doch mit einer Reduktion der Fördermittel könnte Österreich zurückfallen.
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Wien. Jeder Krebspatient in Europa soll das Recht auf eine genaue Information sowie die aktive Mitentscheidung bei der Behandlung haben. Forschung und Innovation am Krankenbett sollen einen optimalen und rechtzeitigen Zugang zu Fachpflege ermöglichen. Ebenso soll auch garantiert werden, dass jeder Patient eine Versorgung durch die jeweiligen Gesundheitssysteme in den EU-Ländern erhält, die bestmögliche Lebensqualität und eine erschwingliche Behandlung ermöglicht. Dies sind die drei Grundprinzipien der sogenannten "European Cancer Patient’s Bill of Rights", einer Patientenrechtscharta, die erst im Februar vor dem Europäischen Parlament präsentiert wurde.
In Österreich sind diese Punkte grundsätzlich sichergestellt - noch. Denn wird hierzulande nicht mehr in die medizinische Forschung investiert, "werden wir zurückfallen", warnte am Montag Christoph Zielinski, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie am Wiener AKH und Initiator des Vereins "Leben mit Krebs". Immerhin generiert die Uniklinik jährlich ein Prozent des weltweiten Wissenszuwachses durch Klinische und Grundlagenforschung. Dieser Output müsse nicht nur verteidigt, sondern vor allem auch ausgebaut werden.
Benefit für das Individuum
Die Bankenrettung und ähnliche Maßnahmen der Bundesregierung würden eine Veränderung der Werte zeigen. "Das Benefit für das Individuum darf nicht zugunsten eines Benefits für das System auf der Strecke bleiben", betonte der Mediziner.
"Wir brauchen die klinische Forschung, um eine erfolgreiche Umsetzung belegen zu können", ließ auch der Onkologe Günther Steger wissen. "Wenn wir nicht investieren, werden wir in drei bis fünf Jahren nicht mehr zu den Spitzenentwicklern zählen."
Dass sich Innovation und translationale Forschung - die kliniknahe Umsetzung neuester Errungenschaften - auszahlen, ist nicht zuletzt in der Therapie von Brustkrebs wieder belegt. So hat ein neuer monoklonaler Antikörper (Pertuzumab) bei bestimmten Brusttumoren ("HER2") zu einer Halbierung der Rückfallsrate und damit auch zu deutlich längerer Überlebenszeit geführt. Es sei zu erwarten, dass dieser Wirkstoff in ein bis zwei Jahren nicht nur zur Verhinderung von Metastasen, sondern auch zur Heilung eingesetzt werden kann, so Steger. Eine weitere Antikörper-Therapie (Trastuzumab-Emtansine) ist in der Lage, ein hocheffizientes Chemotherapeutikum wie ein trojanisches Pferd in die Krebszellen einzuschleusen.
Bahnbrechende Fortschritte sind auch in der Strahlentherapie zu verzeichnen, wie Richard Pötter vom AKH im Vorfeld der ab 4. April in Wien stattfindenden Jahrestagung der europäischen Strahlentherapie-Gesellschaft (Estro), betonte. Die Gerätetechnologie wandelt sich von 3D zu 4D. Dadurch kann die Strahlentherapie nicht nur an anatomische Gegebenheiten, sondern auch an die Bewegungen innerhalb des Körpers angepasst werden. Das zu bestrahlende Areal kann also mit Rücksichtnahme auf Atmung oder Darmtätigkeit wesentlich exakter bestimmt werden. Dank der Radioonkologie könnten heutzutage 90 Prozent der Mammakarzinompatientinnen ihre Brust behalten. Noch vor 25 Jahren waren es nur zehn Prozent, so Pötter.
Weitere Innovationen: Mittels der Bestimmung sogenannter Biomarker sollen Voraussagen über die individuelle Wirkung einer Radiotherapie möglich werden. Und statt Röntgenstrahlen werden Protonen und Kohlenstoff-Ionen zum Einsatz kommen. Die sogenannte Partikeltherapie ist nicht nur effizienter, sondern auch zielgenauer, so Pötter. Ende 2015 wird die Partikelstrahl-Anlage im Medaustron in Wiener Neustadt in Betrieb gehen.
Beim diesjährigen Krebstag am 5. April im Wiener Rathaus soll heuer über "Neues aus der Forschung" informiert werden. Dabei stehen Aufklärung und Früherkennung im Vordergrund, wie Gabriela Kornek, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs" ankündigte.