European Enterprise Awards 2006. | Zwei heimische Projekte nominiert. | Wien. "Politik und Verwaltung können durch den Abbau von bürokratischen Hürden effizient zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen beitragen", erklärte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein anlässlich der Bekanntgabe der an den European Enterprise Awards 2006 teilnehmenden österreichischen Projekte.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ziel des europaweiten Wettbewerbes ist es, lokale oder regionale Projekte, die durch optimierte Verwaltungsabläufe erfolgreich zur Förderung des Unternehmertums beigetragen haben, als Best Practices der europäischen Öffentlichkeit vorzustellen. Mit insgesamt 38 Einreichungen liegt Österreich hinter Deutschland und Spanien an dritter Stelle, europaweit wurden 385 Projekte aus 20 Staaten eingereicht. Die europäische Jury wird Ende des Jahres über die Gesamt-Preisträger entscheiden.
Aus den 38 österreichischen Projekten hat eine Fachjury aus Vertretern der Wirtschaftskammern, des Gemeindebundes sowie des Wirtschaftsministeriums zwei nationale Sieger ausgewählt, die nun europaweit um die European Enterprise Awards 2006 rittern müssen.
Lokale Kooperation als Wunderwaffe
Eines der beiden nominierten Projekte ist das Konzept des Stadtmarketings in Lienz. Um die Abwanderung der Geschäfte aus dem innerstädtischen Bereich zu verhindern, erstellt die Gemeinde gemeinsam mit den betroffenen Bürgern und Geschäftsleuten einen Masterplan. Dieser sieht Maßnahmen zur Ansiedelung, Verbesserung der Standortattraktivität sowie Werbung und Marketing vor. Die Kosten werden zwischen der Stadt und den Geschäftsleuten geteilt.
So konnten seit der Gründung des Stadtmarketings 1995 bereits 64 lokale Projekte mit einem Investititonsvolumen von sieben Millionen Euro umgesetzt werden. Unter anderem wurde die Obere Altstadt revitalisiert. "Durch unsere Maßnahmen haben sich neue Geschäfte angesiedelt. Der Umsatz ist um sieben Prozent und die Kundenfrequenz um 15 Prozent gestiegen. Kein einziges Geschäft steht mehr leer", erklärt Oskar Januschke von der Stadt Lienz.
Als Koordinator agiert ein Trägerverein, dessen Geschäftsführer von der Stadt gestellt wird. Je nach Geschäftsgröße zahlen die Unternehmer Beiträge in den Verein ein. Jährlich stehen somit bis zu 60.000 Euro für laufende Marketingmaßnahmen zur Verfügung. "95 Prozent der Geschäftsleute sind Mitglied in dem Verein. Nur fünf Prozent zahlen nicht mit und sind Trittbrettfahrer; stehen aber natürlich unter einem gewissen Druck", erzählt Januschke.
Bezirke wollen voneinander lernen
Auch beim zweiten nationalen Siegerprojekt steht Kooperation im Mittelpunkt. "Euroze. Voneinander/miteinander lernen" ist eine Zusammenarbeit der drei Bezirkshauptmannschaften (BH) Eisenstadt-Umgebung, Rohrbach und Zell am See, aus deren Anfangsbuchstaben das Projektkürzel zusammengesetzt worden ist. Durch informelles Verwaltungshandeln sollen administrative Prozesse optimiert werden. Dazu wurden in den drei beteiligten BH die Verwaltungsabläufe in den Bereichen Betriebsanlagengenehmigung, Führerscheinwesen sowie Beschwerdemanagement miteinander verglichen. Dadurch sollen untereinander Lernprozesse in den einzelnen Organisationen ausgelöst werden.
Verglichen wurden beispielsweise die Dauer von Genehmigungsverfahren, die Berufungsquote, die Zahl bestätigender Berufungsurteile und persönlicher Kundenkontakte sowie der für die Abwicklung notwendige Stundeneinsatz der BH-Mitarbeiter.
Als Resultat des Lernprozesses konnten die Verwaltungswege gestrafft und damit die Bearbeitungsdauer reduziert sowie mehrere Schritte bei einem einzelnen Mitarbeiter zusammengelegt werden.
"Besonders wichtig sind aber auch die so genannten Soft Facts. Was die Mitarbeiter aus dem Projekt mitnehmen", so Franziska Auer, Bezirkshauptfrau von Eisenstadt-Umgebung. Vor allem die Überwindung der Scheu vor Kooperationen mit anderen Institutionen und das für die Verwaltung neue Arbeiten mit Managementmethoden hätten den Mitarbeitern wieder Freude an der eigenen Arbeit gebracht, so Auer.
Ende 2006 wird man sehen, ob die beiden Projekte auch europaweit als vorbildlich eingestuft werden.