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Ins kalte Wasser ohne roten Schwimmreifen

Von Brigitte Pechar

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Zur Nominierung von Eugen Freund als Spitzenkandidat der SPÖ für die EU-Wahl im Mai herrschte anfangs relative Zurückhaltung unter den Journalistenkollegen. Sein Fauxpas über die Einschätzung der Einkommen von Arbeitern (3000 Euro brutto im Monat) im "Profil" wurde dann aber freudig aufgegriffen - das liegt auch daran, dass die Regierung selbst wenig Themen auf den Tisch legt. Als Medienprofi hätte Freund den Arbeitern einfach nur ein "Fach-" voranstellen müssen und die Debatte wäre ausgeblieben. Es folgt die "Zuspitzung" von "Österreich" am Mittwoch-Cover: "Freund cashte 350.000 Euro ORF-Pension" (Pensionsauszahlung und Abfertigung). Das wirkt! Freund hat sich seine ORF-Pension von 90.000 Euro 1999 auszahlen lassen und er hat mit dem Ausscheiden eine Abfertigung von 246.000 Euro erhalten. Das steht den meisten älteren Kollegen in der Branche zu. Dennoch wird Freund jetzt mit der Politik auf die harte Tour konfrontiert. Verantwortlich ist die SPÖ. Da wird keine Nachwuchsarbeit betrieben, sondern in quasi letzter Sekunde ein Spitzenkandidat aus dem Hut gezaubert, der möglichst weiten Teilen der Bevölkerung bekannt ist. Namen fallen. Einer sagt: "Freund." Der andere sagt: "Super." Und niemand nimmt den neuen SPÖ-Freund unter die Lupe, geschweige denn entwirft Interview-Szenarien für ihn oder gibt Unterstützung - schließlich muss er das als Medienprofi ja alles können und wissen. Und schon ist der Kandidat derangiert. Da hilft auch eine Offenlegung seiner Finanzen nichts mehr.