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Diese Woche den Nachrichten aus unserem Land schutzlos ausgeliefert gewesen zu sein, war ungefähr so vergnüglich wie eine etwas zu energisch vorgenommene Darmspiegelung zu erleiden: Das begann am Montagmorgen mit der Mitteilung, dass man plötzlich Aktionär einer Bank geworden ist, deren Aktionär man nie sein wollte, und endete am Freitag mit den öffentlich dargebotenen bizarren Wendungen blauer Krawallpolitik, deren hervorragender Vertreter Gerhard Dörfler die letzten Grenzen zwischen Kabarett und Kabinett bis zur Unkenntlichkeit verrückte.
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Es war also eine Woche zum Erbrechen; und solche Wochen werden uns ja nicht gerade selten beschert. Dass (einer jüngst veröffentlichten Umfrage zufolge) derzeit so viele Menschen wie nie zuvor so wenig an Politik interessiert sind, wird in diesem Kontext ziemlich verständlich. Wem auch nur halbwegs an seiner seelischen Gesundheit liegt, der wendet sich mit Grausen ab. Was für ein Land.
Was für ein Land? Sie wünsche sich manchmal, wurde jüngst US-Außenministerin Hillary Clinton zitiert, ein paar Tage in Österreich zu sein, weil dieses Land so herrlich problemfrei sei. Was für ein Land!
Zwei Ansichten der Republik, die einander diametral widersprechen und die trotzdem beide völlig zutreffend sind. So medioker - um es einmal sehr höflich zu formulieren - die hiesigen politischen Eliten sich gerieren, so günstig ist die Lage des Landes insgesamt. Wenn man sich einmal zurücklehnt, tief Luft holt und den Zustand der Republik aus großer Entfernung vermisst, schaut es gut aus - im Vergleich mit anderen Regionen dieses Planeten (oder auch nur in Europa).
Daraus ist freilich nicht abzuleiten - wie dies die politische Klasse regelmäßig versucht - dass eine vergleichsweise günstige Lage die Mittelmäßigkeit ebendieser politischen Klasse auch nur im Geringsten exkulpieren würde.
Ganz im Gegenteil: Sie ist ein Hinweis darauf, wie geradezu überschäumend die Performance dieser Republik und ihrer Bewohner wäre, entspräche die Qualität der Politik auch nur annähernd.
Stellen wir uns einfach einmal vor, eine beliebige Regierung beseitigte einmal in einem ungewöhnlichen Kraftakt all jene chronischen Problemzonen, die ja eh seit Jahren und Jahrzehnten bekannt und beschrieben sind (Föderalismus, Verwaltung, Bildung, Forschung, Gesundheit, Pensionssystem.. . man traut sich ja kaum noch, es zum hundertsten Mal niederzuschreiben) - das Land könnte kaum noch gehen vor Kraft und Energie. Allein die staatliche Verwaltung auf die Dimensionen der schweizerischen zu schrumpfen, brächte gewaltige Mittel, die zukunftssichernd eingesetzt werden könnten.
Es ist dies das wirklich Ärgerliche an den derzeitigen Zuständen: dass eine in zu vielen Fällen einfach nicht gut genug arbeitende politische Klasse das Land daran hindert, sein enormes Potenzial so zu entfalten, wie das ohne derartige Betongewichte an den Beinen möglich wäre.