Trotz massiver weltweiter Weinüberproduktion, Konjunkturflaute und Eurostärke verzeichnet Österreichs Weinwirtschaft auch heuer wieder eine höchst positive Erfolgsbilanz. Heimische Rebsäfte liegen im In- und Ausland voll im Trend.
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"Beim Export von über 70 Mio. Litern konnte mit einer Wertschöpfung von über 80 Mio. Euro heuer erstmals die Milliarden-Schilling-Grenze überschritten werden", freute sich am Mittwochabend Michael Thurner, Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft (ÖWM), bei der Präsentation der offiziellen Marktdaten im Wiener Hotel Sacher.
Die Entwicklung am heimischen Markt sei absolut zufriedenstellend, erklärte Thurner und verwies auf den hohen Konsumanteil von 84% österreichischer Rebsäfte in der Gastronomie. Auch zu Hause greifen Herr und Frau Österreicher bei drei von vier Flaschen (74%) zu hiesigen Weinen. Zwar ist der Ab-Hof-Verkauf weiterhin rückläufig, jedoch wird dieser durch die Steigerungen im Lebensmitteleinzelhandel kompensiert. Obwohl die hohen Zuwachsraten der vergangenen Jahre zu Ende sind, konnte der österreichische Wein mit einem Marktanteil von 64% im heimischen Lebensmitteleinzelhandel seine Vormachtstellung bestätigen.
Rekordwerte im Export
Während mengenmäßig bei den Exporten ins Ausland in den letzten Jahren ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, konnte die Wertschöpfung enorm gesteigert werden. Zurückzuführen ist das auf den weitaus höheren Anteil von Qualitätsweinen. Das Exportplus im Flaschenweinbereich konnte in wenigen Jahren um 60% erhöht werden, während im Gegenzug die Fassweinexporte erwartungsgemäß rückläufig waren. "Neben der höheren Wertschöpfung bei den Flaschenweinen muss man hervorheben, dass auch unsere Rotweine international immer beliebter werden", betonte Thurner und verwies auf den anhaltenden Trend bei regionaltypischen Weinen wie Zweigelt, St. Laurent und Blaufränkisch. Im Hochqualitätssegment konnte die Wertschöpfung bei den exportierten Rotweinen mit 24.857.639 Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt werden. Hohe Zuwächse sind diesbezüglich im Hauptexportland Deutschland zu verzeichnen, während in Tschechien die Wertschöpfung in diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr sogar das 15-Fache beträgt.
Sowohl im roten wie auch im weißen Segment gibt es aus allen Fokusexportmärkten positive Exportzahlen zu berichten. Bemerkenswert, dass trotz der Dollarschwäche zuletzt selbst in die USA mehr Wein geliefert werden konnte. Einzelne österreichische Winzer sind dort in der Edelgastronomie mittlerweile prominent vertreten. Über bessere Marktchancen durch den Wegfall der Sektsteuer ab 1. April 2005 zeigte sich Rudolf Schwarzböck, Vorsitzender der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern, zufrieden.
Weltmarkt unter Druck
Die derzeitige weltweite Weinproduktion übersteigt den Konsum um jährlich 10 bis 20%. Zudem bemühen sich die weinproduzierenden Länder um eine kontinuierliche Qualitätssteigerung. Thurner sieht das als neuerliche Herausforderung, "uns auf die eigenen Stärken zu besinnen." Neben der Forcierung regionaltypischer Weine müsse deren Geschmacksprofil durch gezieltes Marketing verstärkt kommuniziert werden. Zu bewerkstelligen sei dies insbesondere durch einfache und klare Botschaften auf den Etiketten, wie im Falle der Marke "Weinviertel-DAC". Ein ausgereiftes DAC-Konzept für das Burgenland gebe es bislang noch nicht, jedoch fänden dort in Fachkreisen überaus lebhafte Diskussionen statt.
Eine nachhaltige positive Beeinflussung des Österreichischen Weinbaues konstatierte Schwarzböck auf dem Bildungssektor. Durch das Bakkalaureatstudium "Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft" an der Universität für Bodenkultur Wien werden seit Oktober 2004 insgesamt 81 Studenten zu fachlichen Führungskräften herangebildet. Ferner betonte Schwarzböck in diesem Zusammenhang, dass kein anderer Bereich der heimischen Landwirtschaft so sehr von der jungen Generation dominiert werde, wie die Weinszene.