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Vorstand: Ehemaliger Aktionär schuld. | FMA: "Gehen jedem Hinweis nach." | Wien. "Ich konnte, durfte und wollte nichts sagen." Karl Büche, Vorstandsvorsitzender der Brau Union AG, hat am Mittwoch erneut dementiert, dass die ehemaligen Eigentümerfamilien Insiderwissen rund um den Verkauf an Heineken ausgenutzt hätten. Dass die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Transaktion überprüft, sei normal, meinen Büche und Aufsichtsratsvorsitzender Ludwig Beurle.
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Sie geben allerdings einem ehemaligen Aktionär die Schuld, die Sache erst ins Rollen gebracht zu haben: Helmut Marsoner, Tiroler Wirtschaftsprüfer, hat sich 2001 als Aktionär der Brau Union zurückgezogen. Marsoner habe ein Jahr davor versucht, den BBAG-Konzern in einer feindlichen Übernahme aufzukaufen. Das sei gescheitert, die Kernaktionäre hätten ihn, der als "nicht mehr paktfähig" galt, ausgekauft, und Marsoner habe sich verpflichtet, keine BBAG-Aktien mehr zu erwerben.
Marsoner brachte im November 2003 Klage beim Landesgericht Linz ein: Die Eigentümer der Brau Union hätten zu jenem Zeitpunkt, als sie ihn ausgekauft hätten, bereits gewusst, dass das Unternehmen verkauft wird. Marsoner klagte auf Ersatz. Die Brau Beteiligungs AG wurde im Mai 2003 an Heineken verkauft, von November 2002 - als erstmals von einem Verkauf die Rede war - bis zu diesem Zeitpunkt stieg die Aktie um fast 100%. "Wir haben damals Marsoner 33% über dem Börsekurs gezahlt, aber er konnte sich damit nicht zufrieden geben", sagte Beurle. Deshalb würde der Wirtschaftsprüfer "Kampagnen gegen berühmte Namensträger" führen.
"Unbeeinflussbar"
"Ich kann nicht ausschließen, dass eine Sachverhaltsdarstellung von Marsoner eingegangen ist", sagte Klaus Grubelnik, Sprecher der FMA zur "Wiener Zeitung". Die FMA müsse aber jeden Hinweis prüfen. "Ob da jemandem eins ausgewischt werden soll, kann ich nicht beurteilen." Beurle allerdings sieht das so - weshalb sollten die Untersuchungen sonst "in diese Richtung" gehen. Die FMA ermittle "unbeeinflussbar", kontert Grubelnik: Ich würde mich nicht so sehr auf Marsoner konzentrieren. Unsere Ermittlungen haben lange vorher begonnen."
Dass jemand von dem 600 Personen umfassenden Familiensyndikat der Brau Union doch geplaudert haben könnte, weisen Büche und Beurle zurück. Bei Familientreffen seien Details aus dem Unternehmen kein Thema. "Da ist es ja viel interessanter, wenn die Damen darüber reden, wie es den Kindern geht."