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Insolvente Goldmann Druck kann nur mit einem neuen Eigentümer überleben

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Druckerei hat 65,5 Millionen Euro Schulden, aber nur 792.600 Euro freies Vermögen


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Tulln. "Der Sanierungsplan ist nur dann erfüllbar, wenn der Goldmann Druck AG neue Mittel zur Verfügung gestellt werden, was nur durch einen Eigentümerwechsel möglich sein wird", heißt es im Insolvenzantrag der Druckerei Goldmann, den Unternehmensanwalt Michael Lentsch am Montag bei Gericht eingebracht hat. "Das Unternehmen beabsichtigt im Rahmen des beantragten Sanierungsplanes die Fortführung. Die erstellten Planungen zeigen, dass die Fortführung kostendeckend möglich ist." Nachsatz: "Die Fortführung soll mittels Factoring finanziert werden."178 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.

Bei Zerschlagung nur zwei Prozent Quote
Die Schulden betragen laut KSV1870 und Creditreform rund 65,5 Millionen Euro. "Zur Passivseite ist auszuführen, dass bezüglich Abfertigungs- und Kündigungsentschädigungen die entsprechende Aufwertung vorgenommen werden musste", heißt es im Antrag weiter. "Das Sozialkapital beträgt rund 12 Millionen Euro." Der Saldo aus Passiva und Aktiva würde für die 190 Gläubiger eine "statische (rein rechnerische) Quote zwei Prozent" ergeben.

Der Buchwert der Aktiva wird mit rund 44 Millionen Euro beziffert, der Verkehrswertbeträgt aber nur 21 Millionen Euro. Doch das Vermögen ist mit Pfandrechten belastet. "Nach Berücksichtigung der Aus- und Absonderungsrechte beträgt das freie Vermögen rund 792.600 Euro", teilt Lentsch dem Insolvenzgericht mit.

Vermögen an Banken verpfändet
Demnach ist die Betriebsliegenschaft "zu Gunsten der finanzierenden Banken verpfändet" und stellt mit  5,1 Millionen Euro "einen geringeren Wert als den Buchwert dar". Ähnliches gilt laut Antrag "für die technischen Anlagen und Maschinen". Die Betriebs- und Geschäftsausstattung wird mit 250.000 Euro beziffert.

"Die Anteile an verbundenen Unternehmen stellen unter der Annahme der Schließung der Goldmann Druck AG keinen Wert dar, weswegen sie auf null herabgesetzt wurden", heißt es im Insolvenzantrag weiter. "Die Forderungenaus Lieferungen und Leistungen sind den finanzierenden Banken abgetreten.Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen sowie gegen verbundeneUnternehmen wurden mit Null bewertet.

Die Pleiteursachen
In den Jahren 2005/2006 wurden Investitionen getätigt, die bis heute Probleme verursachen. "Bei den neuen Maschinen war die Anlaufphase unüblich lange und die erhoffte Produktivität konnte bis heute nicht vollständig erreicht werden", wird im Antrag festgestellt. "Beginnend mit dem Jahr 2008 wurden daher erhebliche Maßnahmen zur Restrukturierung ergriffen, die die Kostenstruktur deutlich verbesserten."

Banken lehnten Übernahmeangebot ab
Zugleich wurden Kaufinteressenten gesucht. Die Verhandlungen mündeten nach Unternehmensangaben "letztlich in einem Anbot eines Finanzinvestors, das allerdings für die finanzierenden Banken derart unattraktiv war, dass diese es nicht anzunehmen in der Lage waren".

Mit Juni sollen dann die Banken mitgeteilt haben, dass sie die Kreditlinien "nicht über August 2011 hinaus verlängern können". Zu den Hauptgläubigern zählen die Erste Bank und die Bank Austria.

Das Insolvenzverfahren der Goldmann Druck AG soll weder die Töchter in Österreich, Tschechien und Ungarn tangieren noch die Media Druck AG, an der Goldmann Holding 20 Prozent hält. Letztere druckt das Gratis-Blatt " Österreich".