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Insolvenz bedeutet nicht immer das Ende

Von Markus Imgrund

Wirtschaft

Positiver Ausgang durch rechtzeitiges Handeln möglich. | Fortführung soll offensiver angegangen werden. | Wien. Unternehmer kämpfen bis zur Insolvenzanmeldung, um diese abzuwehren. Dabei stoßen sie physisch und psychisch an ihre Grenzen.


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Trotz einer häufig länger andauernden Krisenphase sind sie auf die Insolvenz in den seltensten Fällen vorbereitet. Insbesondere Klein- und Mittelunternehmer wissen nicht, was ab der Insolvenzantragsstellung verfahrenstechnisch auf sie zukommt und welche Möglichkeiten der Fortführung und Sanierung das Insolvenzrecht ihnen bietet.

Frühzeitige Anmeldung

Eine rechtzeitige Insolvenzanmeldung erspart einen ressourcenintensiven Insolvenzabwehrkampf. Der Unternehmer erhöht dadurch seine Vertrauenswürdigkeit und seine Akzeptanz bei den involvierten Akteuren und fördert die Grundvoraussetzungen einer Unternehmensfortführung.

Damit ein Unternehmen fortgeführt werden kann, bedarf es funktionierender Unternehmensstrukturen. Dabei ist die Frage der Funktionsfähigkeit besonders von Schlüsselpersonen, einer existierenden Kundenbasis und von der Existenz eines leistungswirtschaftlichen, marktfähigen Unternehmenskerns abhängig.

Für den Fortführungs- und Sanierungsprozess gilt der Insolvenzverwalter als die Schlüsselperson des Unternehmens. Er ist die Person, die prüft, ob das Unternehmen fortgeführt werden kann. Wird ein Unternehmen nach dem Insolvenzantrag nicht nahtlos fortgeführt, zerschlagen sich zumeist die Hoffnungen auf eine Sanierung. Im Verantwortungsbereich des Insolvenzverwalters liegt die Entscheidung, wie und mit wem die Fortführung und Sanierung durchgeführt wird. Dies beinhaltet auch die Investorensuche, die häufig unsystematisch stattfindet.

Ein Verwalter, der neben dem Fokus Gläubigerschutz auch ein Fortführungsverständnis zum Zweck des Unternehmenserhaltes hat sowie unternehmerisch, volkswirtschaftlich und sozial denkt, ist als besonderer Erfolgsfaktor einer Insolvenzsanierung zu identifizieren.

Externe Unterstützung

Auch die Bereitschaft, externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist eine positive Voraussetzung für eine Sanierung. Diese Bereitschaft ist in der Praxis der Insolvenzverwaltung bisher nur gering ausgeprägt.

Zukünftig ist nicht mit einer wesentlichen Reduzierung der Insolvenzzahlen zu rechnen. Insolvenzen werden als Ausdruck des marktwirtschaftlichen Systems bestehen bleiben. Daher sind Ansätze nötig, die auf der emotionalen Ebene der Unternehmer greifen, damit diese eine frühzeitige Insolvenzanmeldung durchführen. Außerdem braucht es Anreize, dass Insolvenzverwalter die Fortführung offensiver angehen, um Wege aus der Insolvenz zu fördern.

*Der Autor ist Unternehmensberater in Stuttgart und Mitarbeiter am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe an der Wirtschaftsuniversität Wien. Der ausführliche

Beitrag ist in der Fachzeitschrift "Aufsichtsrat aktuell" des Linde Verlags erschienen. *