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Insolvenzgerichtliches Begräbnis für HTI-Unternehmen Technoplast

Von Kid Möchel

Wirtschaft

HTI-Gruppe übergab Ex-Enkelfirma Technoplast einem "Firmenbestatter".


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Steyr/Linz. Die Insolvenz der Technoplast Kunststofftechnik GmbH & Co KG, bis vor wenigen Tagen ein Unternehmen der börsennotierten HTI-Gruppe, wirft Fragen auf. Am Freitagnachmittag wurde der Antrag eingebracht, am Montag wurde die Insolvenz eröffnet. 74 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen. Laut Otto Zotter vom KSV1870 betragen die Schulden - anhand der Bilanz 2011 - rund 14,5 Millionen Euro, davon entfallen 4,488 Millionen Euro auf Banken; die Aktiva werden mit 4,99 Millionen Euro beziffert.

"Es wird alles im kritischen Zeitraum, also ab Vorliegen der Insolvenzeröffnungsgründe Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, zu prüfen sein", sagt Otto Zotter vom KSV1870 zur "Wiener Zeitung". "Die haben jahrelang mit negativem Eigenkapital gelebt, die Überschuldung ist seit Jahren dramatisch." Doch die Überschuldung bestand laut HTI-Vorstand Nikolaus Kretz nur im Konzern.

"Die Verluste, die sie machte, wurden als Verluste an die Kommanditisten ausgewiesen", sagt Kretz. Im Insolvenzantrag werden diese mit 15,7 Millionen Euro beziffert. "Es gab in der Vergangenheit auch immer eine positive Fortbestandsprognose, sonst hätten wir nicht bilanzieren können", kontert der HTI-Vorstand. "Aufgrund von Projektverschiebungen ist für uns die positive Fortbestandsprognose zeitlich zu weit weg, daher switchen wir in die Variante Zusperren." Laut Creditreform wurde die Technoplast Kunststofftechnik GmbH, die Gesellschafterin der Pleite-KG, am 16. Mai 2011 in Polkam Kunststofftechnik GmbH umbenannt. Genau ein Jahr später schied die HTI-Tochter HTE als Eigentümerin aus, und der Freistädter Anwalt Herwig Kammler stieg ein. Am selben Tag wurde Rainer Maria Moringer, ein fast 70-jähriger Ex-Unternehmer, der anscheinend in Südafrika Spuren hinterließ, als Geschäftsführer eingetragen. Bereits am 10. Mai ist Moringer offiziell bei der Technoplast Kunststofftechnik GmbH & Co KG als Kommanditist und somit Vertretungsbefugter eingestiegen. Am 18. Mai 2012 wurde über beide Gesellschaften Konkurs beantragt.

Moringer nimmt jetzt als eine Art "Firmenbestatter" die Insolvenz-Termine der Gesellschaft gegen Honorar wahr. Laut Gewinn-und-Verlust-Rechnung von Technoplast betrug der Umsatz im Vorjahr 5,378 Millionen Euro, wobei der Personalaufwand mit 4,269 Millionen Euro beziffert wurde. 2010 betrug der Umsatz 3,529 Millionen Euro, aber die Personalkosten lagen bei 4,344 Millionen Euro. Das EGT 2011 betrug minus 2,641 Millionen Euro, der Bilanzverlust 8,384 Millionen Euro.