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Inspiriert statt informiert

Von Christina Böck

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Audioguides sind eine tolle Erfindung. Wer heute in ein Museum geht und sich umfassend informieren will über die ausgestellte Kunst, muss nicht mehr Wochen vorher eine Führung buchen. Er hängt sich ein Kastl um, setzt sich Kopfhörer auf und erfährt alles. Nun hat eine Studie herausgefunden, dass die Wirkung der Kunst die man betrachtet, ziemlich unabhängig davon ist, ob man so ein Kastl in Betrieb hat oder nicht. Bisher ging man davon aus, dass neben Farbgebung, Stil und Inhalt auch der Kontext wie Hintergrundwissen zum Gemälde oder auch der Titel des Kunstwerks zur ästhetischen Wahrnehmung beiträgt. Forscher haben nun zwei Gruppen von Probanden Bilder aus der Zeit des flämischen Expressionismus betrachten lassen - einmal mit Hintergrundinformationen, einmal ohne. Es machte keinen Unterschied.

Das ist zwar interessant, aber eigentlich so überraschend auch wieder nicht. Denn die Bildende Kunst ist das einzige Genre, dem man nicht zutraut, auch "allein" wirken zu können. Keiner würde auf die Idee kommen, dass einen Mozarts Symphonien mehr berühren, wenn man genauer weiß, wie und warum sie entstanden sind (obwohl das bei Mozart mitunter schon einen Unterhaltungsbonus liefern kann). Der Film und vor allem die Literatur arbeiten sogar damit, dass oft die Grenzen zwischen realem Hintergrund und erfundener Handlung verschwimmen. Das macht den Reiz aus. Und ein Audioguide wäre beim Lesen außerdem recht störend.