Bei Resistenzen bleibt das Signal | für die Milchproduktion aus.
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Wien. Sein Baby zu stillen, ist grundsätzlich die natürlichste Sache der Welt. Trotzdem klappt es bei vielen Müttern gar nicht oder zumindest nicht sofort. Wie amerikanische Forscher herausgefunden haben, scheint dabei das Blutzuckerhormon Insulin eine bislang unterschätze Rolle zu spielen.
Gewöhnlich beginnen die Milchdrüsen 24 bis 48 Stunden nach der Geburt das sogenannte Kolostrum, die besonders nährstoffreiche Erstmilch, zu produzieren. Durch häufiges Anlegen des Kindes an die Brust wird dann die eigentliche Milchproduktion angekurbelt. Aber in vielen Fällen bleibt der gewünschte Erfolg aus.
Das Forscherteam um Danielle Lemay von der University of California hat untersucht, woran das liegen könnte. Die Mediziner haben die verschiedenen Arten der Muttermilch - sie passt sich im Laufe der ersten Wochen in ihrer Zusammensetzung den Bedürfnissen des Babys an - auf ihren Gehalt an Boten-RNA untersucht. Diese Biomoleküle transportieren die genetische Bauanleitung für Proteine zu den Proteinfabriken der Zelle. Ihre Sequenzierung gibt Aufschluss über die Aktivität in den Milchdrüsen.
Hormon für Milchdrüsen
Erst wenn das Hormon an bestimmten Rezeptoren auf den Milchdrüsenzellen andockt, wird das Signal zur Milchproduktion ausgesendet. Während des Umschaltens der Zellen von Kolostrum- auf Milchproduktion werden sie empfindlich für Insulin. Ein gestörter Glukose- und Insulinstoffwechsel hemmt wiederum die Milchproduktion, so die Forscher in der Fachzeitschrift "Plos one".
Schon frühere Untersuchungen zeigen, dass vorwiegend bei übergewichtigen oder älteren Müttern und schweren Babys länger dauert, bis die Milch fließt. Übergewicht und schwere Kinder können ein Marker für einen gestörten mütterlichen Glukosestoffwechsel sein. Entweder schüttet der Körper zu wenig Insulin aus oder die Zelle ist resistent.
Nach Angaben von Lemay sind rund 20 Prozent der Frauen zwischen 20 und 44 in vielen Industrieländern prädiabetisch - leiden also bereits unter einer Vorstufe des Diabetes Typ 2. Damit könnte bei jeder fünften Frau das Risiko bestehen, dass sie zu wenig Muttermilch produziert.
In einer klinischen Studie soll mit einer blutzuckerregulierenden Arznei untersucht werden, ob sich damit die Milchproduktion bessert. "Der ideale Ansatz ist aber der präventive", betonen die Forscher: gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.