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Integration als Fremdwort

Von WZ-Korrespondent Markus Kauffmann

Politik

Deutschland: Zehn Prozent der "zweiten Generation" ohne Bildungsabschluss. | Migranten doppelt so häufig erwerbslos wie Einheimische. | Berlin. Was oft als ausländerfeindliches Vorurteil gescholten wird, wurde nun wissenschaftlich belegt: Zugewanderte sind im Durchschnitt schlechter gebildet, häufiger arbeitslos und nehmen weniger am öffentlichen Leben teil als die Einheimischen.


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Von den in Deutschland lebenden 2,8 Millionen Türkischstämmigen ist knapp die Hälfte schon hier geboren. Doch selbst diese "zweite Generation" schafft es nicht, die Defizite der meist gering gebildeten Zugewanderten aus den Zeiten der Gastarbeiteranwerbung auszugleichen. So sind auch noch unter den in Deutschland Geborenen zehn Prozent ohne jeden Bildungsabschluss - siebenmal mehr als unter den gleichaltrigen Einheimischen. Dementsprechend schwach fällt ihre Integration in den Arbeitsmarkt aus. Zu diesem Ergebnis kommt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer aktuellen Studie.

In Deutschland haben fast 20 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund. Doch woher sie kommen, wie sie sich in Deutschland zurecht finden und wo sie besonders erfolgreich integriert sind, ist höchst unterschiedlich.

Sorgenkinder aus Afrika, Balkan und Türkei

Anhand von 20 Indikatoren - von Assimilation bis Bildung, von Erwerb bis soziale Absicherung - entwickelte das Bevölkerungsinstitut einen "IMI" (Index zur Messung von Integration), der einen Vergleich der Lebenssituation acht verschiedener Herkunftsgruppen mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft ermöglicht. Als gelungene Integration wird dabei die Annäherung der Lebensbedingungen von Menschen mit Migrationshintergrund an die der Einheimischen definiert. Im Durchschnitt am besten integriert sind die rund zwei Millionen Menschen aus den EU-25 ohne Südeuropa. Ebenfalls gute Integrationswerte weisen die Aussiedler (Deutschstämmige aus dem ehemaligen Ostblock) auf, die mit knapp vier Millionen die größte aller Herkunftsgruppen bilden.

Beide Gruppen kamen meist mit einem vergleichsweise hohen Bildungsstand nach Deutschland und finden sich relativ gut auf dem Arbeitsmarkt zurecht. Teils massive Integrationsmängel bestehen dagegen bei Migranten aus Ex-Jugoslawien, aus Afrika und vor allem aus der Türkei.

Regional gesehen verläuft die Integration dort besser, wo der Arbeitsmarkt noch Leute aufnehmen kann. Hessen und Hamburg weisen daher relativ gute Integrationswerte auf, besonders schlechte erreicht dagegen das Saarland. Allerdings sind selbst in den Regionen mit den besten Ergebnissen Migranten mehr als doppelt so häufig erwerbslos wie Einheimische, und sie hängen mehr als doppelt so oft wie diese von öffentlichen Leistungen ab.