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Integration auf allen (Schul-)Stufen

Von Daniela Wehlend

Politik

Integration Wien: Schulrecht bis zur Reife für Behinderte. | Gehrer-Sprecher: "Für Qualifikation eher ein Nachteil." | Wien. Ein Recht auf Unterricht bis zur letzten Schulstufe für geistig behinderte Minderjährige - das fordert der Verein Integration Wien. Mit dieser Botschaft will sich die Organisation, die Eltern behinderter Kinder bei der Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen unterstützt, im 20. Jahr ihres Bestehens wieder ins politische Feld wagen. Integration Wien hatte bis zur gesetzlichen Verankerung 1993 dafür gekämpft, dass Kinder mit Behinderungen nicht nur in Sonderschulen, sondern auch in regulären Schulen in Integrationsklassen unterkommen.


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Dieses Recht besteht jetzt, beschränkt sich aber auf die ersten acht Schuljahre. In der neunten Schulstufe gibt es Integrationsversuche in polytechnischen Lehrgängen. "Nach acht Jahren Pflichtschule werden die Kinder ausgeschult. Ein weiteres Recht auf Ausbildung besteht nicht", kritisiert Christa Polster, Vorstandsmitglied von Integration Wien: "Wir wollen dauerhafte Integration, die nicht irgendwann abbricht. Idealerweise sollten auch Schüler mit geistigen Behinderungen zur Matura antreten können."

Im Wiener Stadtschulrat stößt dieser Wunsch auf Zustimmung. "Allerdings sollten zuerst bestehende Probleme, wie die zu geringe Zahl an Stützlehrern, behoben werden, bevor die Integrationsklassen auf die Oberstufe ausgeweitet werden", so Sprecher Matias Meissner. Momentan gibt es in Wien 650 Integrationsklassen in Volks- und Hauptschulen. "Integriert" sind dabei 3166 Kinder.

Im Bildungsministerium erteilt man der Forderung hingegen eine Absage. "Geistig behinderte Kinder werden auch in Integrationsklassen getrennt unterrichtet", gibt Ronald Zecha, Sprecher von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zu bedenken: "Hier geht es nicht um Lernen auf gleichem Niveau, sondern um Akzeptanz. Die haben die Kinder aber auch bis zur achten Schulstufe gelernt."

Zecha hielte weitere Schuljahre eher für einen Nachteil: "Eine frühe Berufsausbildung, etwa durch Teilqualifikation (auf das Lernvermögen des behinderten Auszubildenden angepasste Lehre, Anm.) ist sinnvoller."

www.integrationwien.at