Der diese Woche verliehene Integrationspreis (die "Wiener Zeitung" erreichte mit ihrer täglichen Integrationsseite eine der begehrten Nominierungen) hat eines deutlich gezeigt: Es geht auch bei diesem Thema um Bildung. Roma-Jugendliche, die als Pfleger ausgebildet werden, bekommen plötzlich Job und Perspektive. Eltern, denen Deutsch beigebracht wird, können ihre Kinder in der Schule und bei Behörden viel besser vertreten.
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Die 261 eingereichten Projekte haben eines deutlich gezeigt: Nur vor dem Unbekannten gibt es Furcht und Ablehnung. Der politisch rechte Rand hätte kein Argument mehr, wenn die Themen Integration und Bildung vernetzt gesehen würden. Heinz-Christian Straches Auftritt im EU-Parlament hat dazu noch gezeigt, dass er ohnehin keine Ideen hat. Türkei ist pfui, das war die simple Botschaft - eine reichlich dünne Suppe für jemanden, der sich als staatstragend präsentieren möchte.
Natürlich werden die Revolutionen in der arabischen Welt weiterhin zu Migration nach Europa führen. Vor der Zahl der Einwanderer sollte sich Europa nicht fürchten. Auch das Beispiel Öffnung des Arbeitsmarktes für Osteuropa hat gezeigt, dass die rechten Angstmacher unrecht behielten.
Statt das Geld auszugeben, um diese Menschen von Europa fernzuhalten, sollte es lieber in Bildungseinrichtungen fließen, die diesen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen: mit guten Sprachkenntnissen, einer Berufsausbildung. Wenn mit Recht von Zuwanderern und deren Kindern Integration verlangt wird, dann müssen jene, die das tun, auch diese Integration ermöglichen.
Der Satz, dass Bildung die beste Zukunftsinvestition ist, gilt auch für Migranten. Er sollte überhaupt das höchste Gut darstellen, ein höheres als das Asylrecht allemal. Einen gambischen Jugendlichen abzuschieben, der in Tirol tadellos zur Schule ging, ist schlicht unverständlich - menschlich und ökonomisch. Österreich gibt da ein schlechtes Beispiel: Nicht die Schulnote zählt, sondern die formale Erfüllung eines komplizierten Gesetzes, das nur noch wenige Spezialisten durchschauen.
Der normale Hausverstand sagt etwas ganz anderes. Alle Projekte für den Integrationspreis sind getragen vom Hausverstand: Miteinander ist besser als gegeneinander; Kenntnis voneinander zu haben bringt mehr, als das Unbekannte auszugrenzen. Dieses Credo entspannt eine Gesellschaft, und wer will schon verkrampft leben?