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Der Integrationsplan von Minister Sebastian Kurz für Flüchtlinge steht im Wesentlichen auf drei Säulen: Werteschulung, Spracherwerb und Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Das ist vernünftig, und so gesehen ist die Argumentation Kurz’ auch stringent, wenn er nach Geschlechtern getrennte AMS-Kurse für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan kritisiert. Die Gleichstellung von Mann und Frau wird in den Werteschulungen gelehrt und dann beim AMS nicht gelebt. Kann man so sehen.
Doch es gibt eben auch so etwas wie Realität. Und die sieht zum Beispiel so aus, dass sich manche muslimische Frauen in gemischten Sprachkursen unwohl fühlen und sich deshalb nicht rege am Unterricht beteiligen. Genau deshalb bietet auch der im Ministerium von Kurz angesiedelte Integrationsfonds Deutschkurse für muslimische Frauen an.
Das AMS dementiert zwar, dass sich männliche Kursteilnehmer bisher geweigert hätten, mit Frauen gemeinsam unterrichtet zu werden, doch selbst wenn:
Integration funktioniert nicht mit dem Vorschlaghammer. Selbst wenn man Flüchtlinge zwingt, gemeinsam einen Sprachkurs zu besuchen, wird es vielleicht damit enden, dass vor allem Frauen, wenn sie sich vor Männern nicht zu reden trauen, die Sprache weniger gut lernen können. Das wäre also kontraproduktiv.
Gerade was Umgangsformen und Lebensweisen betrifft, bedeutet Integration auch Gewöhnung.
Für die Flüchtlinge wird vieles hier ungewohnt sein, manches ärgerlich, anderes besser, manches vielleicht kurios oder lustig. So wie sich Österreicher in der Fremde manchmal über gewisse Sitten wundern (und bisweilen auch ärgern). Menschen sind aber glücklicherweise sehr adaptiv. Doch es braucht auch Zeit, um sich an das Ungewohnte zu gewöhnen. Bei Integration mit dem Vorschlaghammer kann man schnell auch viel zerstören.