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"Integration on Tour": Ein Bus im Niemandsland

Von Katharina Schmidt

Politik

BMI-Infobus kaum frequentiert. | Versuch einer Reportage. | Wien.Kaum ein Wort Deutsch hört man am Weg vom 5. in den 15. Bezirk. Die meisten Fahrgäste in der Straßenbahnlinie 18 kommen aus einem der Migranten-Viertel in Gürtelnähe. Ziel der Reise ist der Integrationsbus des Innenministeriums (BMI), der nach seiner zweimonatigen Tour durch die Länder am Dienstag vor der Wiener Stadthalle Station macht.


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Den Weg vom Gürtel zur Stadthalle gibt eine Lautsprecher-verstärkte Stimme vor. Die Richtung stimmt zwar, allerdings sind es nicht die Mitarbeiter des Integrationsfonds im BMI, die hier lautstark die Menschen anlocken, sondern zehn Demonstranten der "Linkswende", die "für die Einhaltung der Menschenrechte" demonstrieren.

Nach tatsächlich an der Integrationstour interessierten Zaungästen sucht man hingegen vergeblich. Auf dem Stadthallen-Vorplatz, wo sonst hysterische Teenager etwa auf einen Auftritt von Tokio Hotel warten, steht einsam der Tourbus des Integrationsfonds. Weder die bunten Luftballons noch die mannshohen Informationstafeln, die im Halbkreis um den Bus gruppiert sind, erregen die Aufmerksamkeit der Passanten.

Vor dem Bus stehen zwei Mitarbeiter des Fonds und unterhalten sich mit einer Bezirksrätin aus Rudolfsheim-Fünfhaus. Der Standplatz sei schlecht gewählt, heißt es. Aber heute, Mittwoch, soll eine Schulklasse zur Station am Ottakringer Brunnenmarkt kommen.

Der Mangel an Schaulustigen könnte ja auch daran liegen, dass der Grad der Integration im 15. Bezirk so hoch sei, vermutet die Bezirksrätin. Unweigerlich drängt sich der Gedanke auf, dass der Bezirk mit 31,8 Prozent im Jahr 2006 den höchsten Ausländeranteil Wiens hatte. Überhaupt scheint die ganze Debatte an den silbrig glänzenden Metalltischen so weit entfernt von der Realität im 18er zu sein wie Ostanatolien von Wien.

Die angepeilte Niederschwelligkeit der Integrationstour hat nicht funktioniert - das gibt auch der Mitarbeiter des Fonds zu: "Die Leute interessieren sich einfach nicht für Integration", sagt er. Lediglich Politiker und Schulklassen hätten die Infostände frequentiert - mit durchwegs positivem Echo. Die Bezirksrätin widerspricht: Im kleinen, also in Gemeinden oder Betrieben funktioniere Integration sehr wohl, die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema werde aber nun einmal lieber der Politik überlassen.

Innenminister Günther Platter will jedenfalls im Juli einen Gesetzesentwurf zur besseren Integration einbringen. Es bleibt zu hoffen, dass dann das Interesse höher ist als an der Aktion "Integration on Tour".

www.integration.at