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Integrationshaus zieht nach fünf Jahren positive Bilanz

Von Brigite Pechar

Politik

Nach fünfjähriger Tätigkeit zog das von Willi Resetarits gegründete Integrationshaus im zweiten Wiener Gemeindebezirk positive Bilanz. Insgesamt wurden bisher 319 Flüchtlinge betreut. Die Finanzierung des Projektes steht allerdings auf unsicheren Beinen, denn bisher seien noch nicht einmal alle Verträge mit öffentlichen Stellen für heuer unter Dach und Fach, erklärte Andrea Eraslan-Weninger, Geschäftsführerin des Integrationshauses, am Freitag in einer Pressekonferenz.


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Das Jahresbudget betrage 18 Mill. Schilling, wovon zwei drittel von öffentlichen Stellen - Wiener Integrationsfonds, AMS, Innenministerium, EU-Projekten und anderen Ministerien - beigesteuert werden, erklärte Eraslan-Weninger. 4 bis 5 Mill. Schilling bringt das Integrationshaus selbst auf. Bereits heuer wird der Beitrag des Innenministeriums um 20% gekürzt, das Budget für nächstes Jahr sei nicht gesichert.

Wichtigstes Anliegen des Integrationshauses ist, die Grundversorgung für Asylsuchende sicherzustellen, klare Regelungen für die Aufnahme in die Bundesbetreuung zu schaffen und Verbesserungen für minderjährige Asylsuchende. Für diese müsse das Motto "Zukunft statt Schubhaft" gelten, forderte Eraslan-Weninger. Derzeit ist nur ein Drittel aller Asylsuchenden in Bundesbetreuung, die übrigen müssen ganz ohne staatliche Unterstützung auskommen und werden von NGOs betreut.

110 Flüchtlinge wohnen derzeit im Integrationshaus, wobei dort bevorzugt Personen, die extrem traumatisiert sind, und Alleinerzieherinnen mit Kindern aufgenommen werden.

Neben psychosozialer Betreuung bietet das Integrationshaus Sprachkurse, arbeitsmarktpolitische Schulungsmaßnahmen und einen mehrsprachigen Kindergarten für 30 bis 40 Kinder aus dem Integrationshaus und der Umgebung an.

Die Bilanz des Integrationshauses nach fünf Jahren sei positiv, so die Geschäftsführerin. Insgesamt wurden bisher 319 Flüchtlingen Unterkunft, Verpflegung, Krankenversicherung und eine intensive psychologische Betreuung angeboten. Als Erfolg verbuchte Eraslan-Weninger, dass von den bisherigen Hausbewohnern 58% in einer Hauptmietwohnung, 29% in einer geförderten Mietwohnung, 12% in Gemeindewohnungen (anerkannte Flüchtlinge) und nur 1% in Untermietwohnungen leben. Die meisten hätten Arbeit in Österreich gefunden, obwohl sie zumeist nicht in ihren in den Herkunftsländern erlernten Berufen tätig seien.

Sehr beunruhigt sind die Betreuer des Integrationshauses über die Ankündigung von FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler, im Wiener Wahlkampf die Zuwanderung wieder zum Thema machen zu wollen. Mit solcher Wahlwerbung - siehe Nationalratswahlkampf - werde rassistischen Übergriffen Vorschub geleistet, fürchtet Eraslan-Weninger.

Eingefordert wird von Sevil Fertinger, Betreuerin im Integrationshaus, politische Mitbestimmung für MigrantInnen. Aktives und passives Wahlrecht in Gremien der Sozialpartnerschaft und auch auf Gemeine- und Landesebene sollte MigrantInnen endlich zugestanden werden. Toleranz alleine könne die politische und soziale Lage der MigrantInnen nicht verbessern und sei kein Ersatz für Integration.