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Integrierts eich, Dirndln und Manda

Von Eva Zelechowski

Politik

Gabalier soll Zuwanderer stolz auf Österreich machen - gefällt nicht allen.


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Wien. Auf Österreich kann man stolz sein. Da wären die imposanten Alpen, die schönen Künste und unverzichtbare Werte wie Religionsfreiheit und Demokratie. Das findet auch Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP). Gemeinsam mit "Integrationsbotschaftern" präsentierte er am Montag die neue Kampagne #stolzdrauf (# steht für einen Hashtag, der im Internet Meldungen zum selben Thema kennzeichnet). Die Kampagne soll unter Zuwanderern sowie unter der autochthonen Bevölkerung das Österreichbewusstsein stärken. Grund zur Sorge gab eine aktuelle Studie, wonach sich 30 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund ihrem Herkunftsland zugehörig fühlen. "Immer wieder tun sich Junge mit dem Zugehörigkeitsgefühl schwer", zeigt sich Kurz besorgt.

Der hüftenkreisende Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier soll nun schaffen, was trockenen Integrationskampagnen vor ihm verwehrt blieb: die Masse der Bevölkerung erreichen und das Gemeinsame hervorheben, ohne sich dazu gedrängt zu fühlen, die eigenen Wurzeln aufzugeben. Österreich als Heimat zu begreifen, nicht bloß als Wohnort, sei das Ziel. Auch Bundespräsident Heinz Fischer und Ex-Miss Amina Dagi habe Kurz zur Teilnahme an der Heimat-Initiative aufgerufen. Dass die prominenten Österreicher lediglich "Botschafter einer Integrationskampagne" und keine "Integrationsbotschafter" sind, betonte ein Mitarbeiter aus dem Team des Integrationsministers im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Trachtenelvis

Seine neue Rolle rasch erfüllend, verkündete der Trachtenelvis auf seiner Facebook-Seite: "Ich bin stolz darauf, dass es noch sooo viele Dirndln und Buam im Land gibt, die unsere Kultur und Tradition zeitgemäß leben und weitergeben, und hoffentlich noch lange im Trachtengewand außer Haus gehen." 3600 "Gefällt mir" in einer Stunde. Nun sind die von ihm nominierten David Alaba, Marcel Hirscher und Anna Fenninger gefragt, zu sagen, wieso ihr Herz rot-weiß-rot schlägt. Neben der neuen "Challenge"-Aktion sollen in den kommenden Wochen entsprechende Werbespots die Medienlandschaft bespielen.

Während Gabaliers Facebook-Fans die "Traditions"-Botschaft im Minutentakt liken, ließen auf Twitter erste spöttische Reaktionen nicht lange auf sich warten. "Dass @sebastiankurz #stolzdrauf ist, innerhalb derselben Grenzen zu wohnen, kann er gerne in seinem Privatleben ausleben.... Wtf", twitterte Michael Horak / @fatmike182. Viele Internetnutzer können sich mit diesem Heimatgefühl nicht identifizieren. Ein ähnliches Ergebnis liefert die Online-Umfrage der "Wiener Zeitung". 75 Prozent (108 Stimmen) schütteln den Kopf, nur 25 Prozent (36 Stimmen) finden, dass "der Volksrocker die richtige Person sei, um in Österreich Integration voranzutreiben" (Stand: Montag, 22 Uhr). Im Netz jedenfalls ist die Kampagne nach hinten losgegangen: Der ursprüngliche Hashtag mutierte zu #strolzdrauf, wo man sich über Neos-Chef Matthias Strolz lustig macht.

Störaktion

Eine kleine Gruppe der rechtsextremen "Identitären" hat die Veranstaltung mit Bannern "Vielfalt braucht Grenzen" gestört. Minister Sebastian Kurz (ÖVP) forderte die jungen Männer auf, sich an der Diskussion zu beteiligen. Damit war die Aktion dann auch schon wieder vorbei.

Die Grünen forderten indes in einer Aussendung ein "modernes" Staatsbürgerschaftsrecht. Dies wäre wichtiger als eine Imagekampagne, erklärte Integrationssprecherin Alev Korun. Sie forderte etwa, dass hier geborene Kinder von seit Jahren in Österreich lebenden Menschen automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten.

Indes kann Kurz in der Debatte ums Islamgesetz dem Vorschlag des Leiters des Expertenrates für Integration, Heinz Faßmann, eine Übergangsfrist für die Auslandsfinanzierung des Islam im geplanten Gesetz vorzusehen, "viel abgewinnen". Er will diese Anregung nun wie alle anderen in die Diskussion aufnehmen, erklärte Kurz am Montag.