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Nach den Bombenanschlägen der baskischen Separatistenorganisation ETA auf der spanischen Ferieninsel Mallorca vom Sonntag fahndet die Polizei mit Hochdruck nach den Tätern. Die Ermittler prüften dabei besonders, ob sich die mutmaßlichen Täter noch auf der Insel aufhielten. "Wir müssen mit beiden Hypothesen arbeiten: Dass sie noch hier sind oder dass sie die Insel bereits verlassen haben", sagte Ramón Socías vom Innenministerium dem Radiosender Cadena Ser.
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Zunächst soll herausgefunden werden, ob die Bomben einen Zeitzünder hatten. Dies könne einen Hinweis darauf geben, ob die Terroristen noch auf der Insel seien, sagte Socias.
Die ETA hatte am Sonntag in Palma drei Sprengsätze gezündet und damit Angst und Schrecken in der Inselhauptstadt verbreitet. Die drei Bomben hatten nur eine geringe Sprengkraft und richteten kaum nennenswerte Schäden an. Menschen wurden nicht verletzt. Zwei Bomben explodierten in Restaurants im Strandviertel Portixol, eine dritte in einem Einkaufszentrum in der Innenstadt von Palma. Alle drei Sprengsätze waren in Damen-Toiletten deponiert. Dies deutete nach Ansicht der Ermittler darauf hin, dass wenigstens einer der Bombenleger eine Frau war.
Unklar war auch, ob es sich bei den Bombenlegern um dieselben Terroristen handelte, die am 30. Juli im mallorquinischen Badeort Palmanova zwei Polizisten ermordet hatten. Der Generaldirektor der spanischen Polizei und der paramilitärischen Guardia Civil (Zivilgarde), Francisco Javier Velázquez, erörterte auf einem "Gipfeltreffen" mit den Chefs der verschiedenen Polizei-Einheiten das weitere Vorgehen. Die Sicherheitskräfte verschärften die Kontrollen auf Mallorca, die nach dem Mordattentat auf die Polizisten eingerichtet worden waren. Alle ankommenden und abreisenden Besucher werden nach Angaben des Präfekten Socías identifiziert.
Die Anschlagsserie löst in der politischen Führung Spaniens eine gewisse Überraschung und Ratlosigkeit aus. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, der auf der Kanaren-Insel Lanzarote Urlaub macht, hüllte sich zunächst in Schweigen. König Juan Carlos, der seine Ferien auf Mallorca verbringt, erklärte nach Angaben des Königshauses: "Dieser Bande von Mördern und Verbrechern wird es nicht gelingen, das demokratische Leben in Spanien oder die Normalität auf der Insel zu beeinträchtigen."
Der Regierungschef der Balearen, Francesc Antich, rief Einheimische und Urlauber dazu auf, die Ruhe zu bewahren. "Wir werden nicht zulassen, dass die Terroristen unser Leben verändern", sagte er. Der Regierungschef kam mit dem spanischen Staatssekretär für Tourismus, Joan Mesquida, zusammen, um die Auswirkungen der Anschläge auf die Reisebranche zu erörtern.
Noch in der Nacht hatte die spanische Polizei in Palma de Mallorca in einem Hotel nach einem vierten Sprengsatz gesucht. Diese war zunächst auf eine Gasexplosion zurückgeführt worden. Es galt jedoch nicht als ausgeschlossen, dass auch in diesem Fall ein von der ETA gelegter Sprengsatz detoniert war. Die ETA hatte in mehreren Anrufen vor den Bomben gewarnt. Nach Angaben der Behörden kamen die telefonischen Warnungen aus Frankreich. Sie seien jedoch so wirr gewesen, dass die betroffenen Lokale nicht in jedem Fall rechtzeitig geräumt werden konnten, hieß es.
Die Bombenanschläge der ETA auf Mallorca werden nach Ansicht der spanischen Regierung für die Reisebranche nur geringfügige Folgen haben. "Die Auswirkungen werden sehr begrenzt sein", meinte Tourismusstaatssekretär Mesquida am Montag in Palma de Mallorca. "Seit 30 Jahren versucht die ETA, dem Tourismus in Spanien Schaden zuzufügen. Aber die Reisebranche hat ständig zugelegt."
Die österreichischen Reiseveranstalter melden unterdessen kein Ansteigen der Stornierungen von Mallorca-Reisen. Anrufe von Kunden am Montag hätten sich auf "eventuell zu erwartende Flugverspätungen bezogen", jedoch nicht auf geplante Absagen, teilte TUI-Konzernsprecher Josef Peterleithner in einer Aussendung mit. Auch Birgit Reitbauer vom Österreichischen Verkehrsbüro bestätigte am Montag, dass es bis dato unter den 200 Kunden des Verkehrsbüros in Mallorca keine Stornierungen oder Umbuchungen gab. (APA)
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