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Interaktive Tafel löst Kreide ab

Von Petra Tempfer

Politik
Kein Kreidestaub mehr, dafür ein überdimensional großer Touchscreen. Foto: Tempfer

Tafel, Beamer und Overhead in einem. | Derzeit vor allem an Privatschulen. | Wien. Kratzend-quietschende Kreiden auf grünen Tafeln könnten bald der Vergangenheit angehören, ebenso die vor weißem Staub strotzenden Löschtücher. In Österreichs Schulen halten nämlich zunehmend interaktive Schultafeln - also überdimensionale Touchscreens - Einzug, auf denen nicht mehr nur geschrieben werden kann.


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Vielmehr können auf den sogenannten "Smartboards" Worte verschoben oder Bilder etwa aus dem Internet eingefügt werden. Selbst das Schreiben mit dem Finger oder das Löschen mit der Hand ist möglich: Lediglich das für den Stift oder den Löschschwamm vorgesehene Fach am "Smartboard" muss leer sein - dadurch erkennt der Computer, welche Aktion ausgeführt werden soll. Bei Bedarf verwandelt sich die Tafel in eine Kinoleinwand, indem darauf Filme oder Dokumentationen laufen.

"Das Smartboard vereint somit den Overhead-Projektor, den Beamer und die herkömmliche Schultafel", resümiert Franz Mandl, Geschäftsführer der Firma "gemdat Niederösterreich". Diese gilt als Generalimporteur der "Smartboards", die in Nordamerika entwickelt wurden und nun auch etwa in Deutschland hergestellt werden. "Als wir diese vor zwei Jahren auf den Markt brachten, war die Nachfrage eher schleppend", berichtet Mandl, "sie ist aber rasch gestiegen und derzeit enorm."

Allein im Osten Österreichs habe "gemdat" vor kurzem 150 Schulen beliefert, Mandl rechnet mit weiteren Großaufträgen. Auch dem Wiener Stadtschulrat sowie dem Landesschulrat für Niederösterreich sind die computergesteuerte Tafel und deren wachsende Beliebtheit nicht unbekannt - allerdings hat sie laut Matias Meißner, Sprecher des Wiener Stadtschulrates, bisher hauptsächlich an Privatschulen Einzug gehalten.

Ein "Smartboard" kostet nämlich bis zu 5000 Euro: Die Luxus-Variante verfügt laut Mandl etwa über einen integrierten Projektor, wodurch der Riesen-Bildschirm - vergleichbar mit den herkömmlichen Tafeln, die einige hundert Euro kosten - auch vertikal verschoben werden kann.

Technische Gebrechen

"Die neue Tafel ist trotzdem gewöhnungsbedürftig", meint Martina Kalwitz-Riess dazu, die in der Informatik-Hauptschule in St. Andrä-Wördern in Niederösterreich nach einer kurzen Einschulung via "Smartboard" unterrichtet. Neben diesem findet sich in jedem Klassenzimmer noch immer eine kleine grüne, altbewährte Schultafel. "Für alle Fälle", meint Direktor Johann Aulenbach dazu, "denn vor technischen Gebrechen ist das Smartboard nicht gefeit."

Die Schulpsychologin Mathilde Zeman vom Wiener Stadtschulrat ortet weitere mögliche Nachteile. Um vom Tafel-Bildschirm an sonnigen Tagen ablesen zu können, müssen nämlich die Räume verdunkelt werden. "Wenn man dann etwa von den Jahreszeiten lernt, kann man sich ein Stück Natur nicht einfach über einen Blick aus dem Fenster hereinholen", meint diese.

Außerdem stellt sie die Konzentrationsfähigkeit infrage, die vor einem Bildschirm schneller als vor einer Tafel nachlasse - vor allem weil viele Kinder auch zu Hause zahlreiche Stunden vor dem Computer verbringen. "Wissenschaftliche Ergebnisse dazu liegen aber noch nicht vor", weiß Zeman, "dafür ist diese neue Unterrichtsmethode zu jung." Dass moderne Technologien in Schulen Einzug halten, sei prinzipiell nicht aufhaltbar.