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Mit "Europe Direct" hat die EU ein umfassendes Informationsservice für seine Bürger. Mit hunderten Außenstellen will Kommunikationskommissarin Margot Wallström die Union ihren Bewohnern näher bringen. Das Interesse steigt zwar, ist aber immer noch sehr begrenzt. Fast drei Viertel der Europäer wissen kaum etwas über die Vorgänge in Brüssel.
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Was kostet die EU-Erweiterung? "69,5 Mrd. Euro für die Jahre 1990 bis 2006", ist die rasche Antwort aus dem Call-Center. Was im ersten Moment viel klingt, seien über 17 Jahre weniger als ein Prozent der EU-Wirtschaftsleistung von 1999, auf die jährlichen Ausgaben umgelegt nur rund 0,05 Prozent pro Jahr. Wo sie eine Liste der künftigen EU-Präsidentschaften finden oder wann und mit welchen Folgen der Vertrag von Nizza in Kraft getreten ist, erfahren Studenten für ihre Referate. Wie sie an Geld aus EU-Töpfen kommen können, wollen Unternehmer wissen.
Seit 1998 gibt das 30 Mitarbeiter starke EU-Bürgerservice "Europe Direct" in Brüssel die Antworten. Selbst detaillierte und sehr technische Anfragen werden vorwiegend von ehemaligen Journalisten und Ex-Studenten in 20 Sprachen beantwortet. Einige Tage dauert es nur, wenn EU-Beamte aufwendige Problemstellungen erst aus höchst umfangreichen Gesetzestexten recherchieren müssen.
Die an sich relativ leicht zu merkende und europaweit kostenlose Telefonnummer 00800-6789 10 11 sei jedoch vielen nicht geläufig, bedauerte Kommissarin Wallström bei einem Pressegespräch. Immerhin: 2004 seien um die 80.000 Anrufe eingegangen, um 60 Prozent mehr als im Jahr davor. Die meisten Fragen kamen aus Frankreich und Deutschland, nur etwa neun Prozent aus den neuen Mitgliedsstaaten. Knapp 16.000 Anrufer meldeten sich im ersten Quartal 2005, dazu kommen noch mehr als 10.000 e-mails. Gering scheinen diese Zahlen jedoch in einem Europa von 454,9 Millionen Einwohnern. Diese von Eurostat veröffentlichte Zahl gibt das Kontaktzentrum auch aus dem Stand an.
Tatsächlich wüssten "sieben von zehn Europäern wenig bis gar nichts von der EU", gibt Wallström zu Bedenken. Deshalb will sie seit 1. Mai die Union "vor die Haustür" der Bürger bringen. Mehr Geld und den gemeinsamen Auftritt unter dem Markenzeichen "Europe Direct" bekamen bisher 393 Büros europaweit verpasst. 76 davon befinden sich in den neuen Mitgliedsländern, elf in Österreich. Dabei will sich die Kommission auf die Strukturen bereits bestehender Info-Punkte und lokaler Stellen wie Handelskammerbüros oder kommunale Behörden stützen. Die EU schießt zwischen 12.000 und 24.000 Euro pro Service-Einheit zu. Das Gesamtbudget wurde auf zehn Millionen verdoppelt.
Für viele gibt es aber weiter Hürden auf dem Weg zur Information. Nicht wenige Mobilnetzbetreiber unterstützen die Gratis-Hotline nicht. Großbritannien lehnte die neuen Info-Niederlassungen schlichtweg ab, da "nicht der richtige Zeitpunkt" dafür sei, wie Wallström erklärte. Bleibt immer noch der Zugang per Internet, das einen oft verwirrend erscheinenden Informationsbestand zum Thema EU bereithält. Ein Online-Wegweiser ist dabei http://europa.eu.int/europedirect/
Europe Direct: 00800-6789 10 11