Zum Hauptinhalt springen

Intergalaktische Ablenkungsmanöver

Von Judith Belfkih

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

49 Paare sollten es sein. Gesund und im fortpflanzungsfähigen Alter. Wer mit wem und wann Nachwuchs zeugt, müsste klar geregelt sein. Um Inzest auszuschließen oder Versorgungsengpässe. Dann könnte sich sogar eine Katastrophe ausgehen, die 30 Prozent der Menschen hinwegrafft. Dann könnte es die Menschheit schaffen, dass eine genetisch gesunde Bevölkerung die 6300 Jahre lange Reise zum nächsten bekannten Exoplaneten Proxima Centauri b übersteht.

Wasser auf dem Mars, chemische Idealvoraussetzungen für Leben in fernen Welten - nie war der Mensch seinem Traum, den Weltraum zu besiedeln, näher. Die Frage, die vor lauter technischer Vernarrtheit oft in den Hintergrund rückt: Warum sollte der Mensch das eigentlich tun? Die Szenarien sind wenig fröhlich. Neben dem scheinbar naturgegebenen Expansionsbedürfnis kommt nur die Zerstörung des Heimatplaneten in Frage - durch Unfruchtbarmachung der Böden durch Hitze oder Wasserknappheit, das Versiegen von Rohstoffen, einen Atomschlag. Der Aufwand zur Besiedelung fremder Welten ist, sofern er möglich wird, gelinde gesagt enorm. Und überaus riskant. Bekanntlich gibt es auf der Reise durchs All weder Sauerstoff noch Wasser. Aber es klingt aufregender, Geld und Energie in kosmische Utopien zu stecken. Als sich den schnöden Problemen wie Klimawandel, Umverteilung und Migration zu widmen. Sie mit der gleichen Hingabe zu lösen, könnte uns - ganz ohne Gefahren und Risiken - unseren Heimatplaneten länger als solchen erhalten.