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Interkulturelles Treffen

Von Ingo Bierschwale

Europaarchiv

Istanbul - Als US-Präsident George W. Bush wenige Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September von einem "Kreuzzug" gegen den Terrorismus sprach, sorgte er vor allem in moslemischen Ländern für Irritationen und Misstrauen. Mussten doch Moslems zwangsläufig an das Mittelalter, an christliche Kreuzritter, an einen neuen Glaubenskrieg denken.


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Aber auch Theoretikern im Westen, die nach dem Ende des Kalten Krieges eine Konfrontation der Kulturen vorhersagten, schien der sprachliche Fehlgriff des US-Präsidenten Recht zu geben.

Einen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis soll jetzt - fünf Monate später - ein zweitägiges gemeinsames Forum der Organisation der Islamischen Konferenz (ICO) und der Europäischen Union leisten, zu dem vom heutigen Dienstag an 42 Außenminister und andere Vertreter von insgesamt 71 Ländern in Istanbul erwartet werden.

Wie groß das Echo auf die Initiative des türkischen Außenministers Ismail Cem war, bezeugt die hochkarätige Teilnehmerliste: 15 Mitglieds- und Bewerberländer der EU schicken ihren Außenminister, darunter der Spanier und EU-Ratsvorsitzende Josep Pique, der Brite Jack Straw, der Franzose Hubert Vedrine, der Deutsche Joschka Fischer, zudem der EU- "Chefdiplomat" Javier Solana. Aus der islamischen Welt haben sich unter anderem die Außenminister aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan, Pakistan, Ägypten, Libyen und Sudan sowie der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, angesagt. Als einziges moslemisches NATO-Land und EU-Beitrittskandidat fühlt sich die Türkei besonders berufen, die Verständigung zwischen der westlichen und der islamischen Welt zu fördern. Bestärkt in ihrer Rolle als Gastgeber einer solchen Konferenz wurde die Türkei auch durch das Lob aus den USA, die die Republik Atatürks auf Grund ihres Laizismus, der Trennung von Staat und Religion, als "Vorbild" für andere moslemische Länder rühmen.

Erhebliche Bedeutung dürfte den zahlreichen Treffen am Rande der Konferenz zukommen - es zeichnen sich an die 100 bilaterale Treffen ab.