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Die Weltbörsen haben am Montag ihre jüngste Talfahrt angesichts der Finanzkrise weiter beschleunigt. Der New Yorker Dow Jones rasselte zum ersten Mal seit Oktober 2004 unter die Marke von zehntausend Punkten. In Europa gaben die wichtigsten Börsen mehr als fünf Prozent nach. Der deutsche DAX verlor mehr als 7 Prozent, der Euro-Stoxx-50 rasselte um 7,8 Prozent ins Minus. Besonders kräftig nach unten ging es in Wien. Der Wiener ATX fiel um 8,22 Prozent auf 2.585,13 Punkte und notiert auf dem tiefsten Stand seit Jänner 2005. | Mehr zum Thema: | "Europas Banken mit Geldspritzen aus der Krise | Ölpreis so tief wie seit acht Monaten nicht | Ein Regenschirm für Generali-Kunden | Leitl: 'Wahnsinnig spannende Zeit'
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Der Wiener Aktienindex schrammte damit einmal mehr an einem historischen Minus vorbei. Den bisher größten Tagesverlust von 8,33 Prozent gab es am 28. Oktober 1997.
Die weltweiten Kraftakte für eine Rettung der angeschlagenen Banken in den USA und Europa konnten die Krisenstimmung an den Börsen nicht drehen. In den USA war am Freitag eine Einigung auf das 700 Mrd. Dollar schwere Bankenrettungspaket erzielt worden. In Deutschland wurde am Wochenende ein Rettungspaket für die angeschlagene Hypo Real Estate geschnürt. Der deutsche Staat hat zudem am Sonntag eine umfassende Garantie für alle Bankeneinlagen privater Sparer in Deutschland abgegeben. Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer (V) schließt auch für Österreich eine volle Garantie der Sparguthaben nicht mehr aus.
Aktienhändlern zufolge haben die Maßnahmen an der Nervosität der Märkte wenig geändert. Die weltweiten Rettungsmaßnahmen dürften an den Börsen als Indiz für eine Zuspitzung der Krise gewertet werden, meinte ein Aktienhändler in Wien. Mit den neuen Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche werden auch verstärkt Auswirkungen auf die Realwirtschaft erwartet. Ein Ende der Börsentalfahrt sei vor diesem Hintergrund vorerst nicht in Sicht.
RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek sieht in der beschleunigten Börsentalfahrt am Montag eine Panikreaktion, die von den wirtschaftlichen Fundamentalkriterien losgelöst sei. Die Kurseinbrüche würden die langfristigen Unternehmensaussichten nicht widerspiegeln. Eine Prognose über die weitere Entwicklung sei derzeit kaum möglich. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass in den kommenden Tagen eine pointierte Umkehr mit großen Gewinnen möglich sei.
Klar sei, so Brezinschek, dass die Konjunktur auf globaler Ebene einen deutlichen Dämpfer erfahren werde. Die Eurozone sei davon nur zum Teil betroffen. So seien Spanien, Italien und Frankreich Rezessionskandidaten, in Österreich oder den Niederlanden sei eine Rezession hingegen unwahrscheinlich.
Für die Gesundung des internationalen Bankenwesens sei allerdings das Vertrauen der Investoren die wichtigste Grundlage. Die Banken müssten ihre Risikotragfähigkeit erhöhen und das könne nur durch die Erhöhung der Eigenkapitaldecke erfolgen. Wichtig sei deshalb vor allem, dass Vorschläge über eine Kapitalzufuhr für die Banken gemacht werden. Dies könnte auch durch Staaten erfolgen, erklärt der RCB-Chefanalyst gegenüber der APA. Voraussetzung sei allerdings, dass diese Maßnahmen schnell getroffen würden. "Jeder Tag ist ein gewonnener Tag", meint Brezinschek. (APA)
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