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Internationale Schwäche ignoriert

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Der österreichische Aktienmarkt begeistert heuer die Anleger wie schon lange nicht mehr: Auch in der letzten Juliwoche zeigte Wien der internationalen Schwäche die kalte Schulter.


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Das schon seit Wochen und Monaten zu beobachtende negative internationale Börsenumfeld fand auch in der vergangenen Woche seine Fortsetzung, woran auch der freundlichere Wochenausklang nicht viel änderte. Zahlreiche Märkte markierten in der Berichtswoche neue Jahrestiefstwerte, etwa London, Madrid, Paris und Tokio. Der japanische Aktienmarkt war überhaupt auf ein 16-Jahres-Tief zurückgefallen.

Hauptursachen für die negative Stimmung waren erneut enttäuschende Unternehmensnachrichten und auch die Aussage von US-Notenbankchef Alan Greenspan, der für die amerikanische Wirtschaft weiterhin beträchtliche Risiken sieht. Positiv entwickelten sich hingegen die Aktien der Erdölindustrie, nachdem die OPEC eine Förderkürzung für die Zeit ab September dieses Jahres angekündigt hatte. Vor dem Hintergrund dieses schwierigen internationalen Szenarios hat sich der österreichische Aktienmarkt respektabel geschlagen.

Gleich zu Beginn der Berichtswoche kletterte der ATX während des Tages auf ein neues Jahreshoch von 1.248,51 Punkten. Im weiteren Wochenverlauf bröckelte das Kursniveau bei sommerlich dünnem Geschäft zwar ab, fand aber bei 1.230 Punkten eine Unterstützung. Am Freitag drehte der Markt neuerlich ins Plus und schloß die Woche mit 1.241,30 Zählern um 0,25% über dem Vorwochenschluß. Der den Gesamtmarkt repräsentierende WBI erhöhte sich im Wochenabstand um 0,28% auf 501,82 Punkte und lag damit nur noch um acht Zehntel unter dem Jahreshoch. Seit Jahresbeginn kletterte der ATX um 15,7% und der WBI um 9,8%.

Die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werte - seit dieser Woche nach der Eliminierung von Libro sind es nur mehr 14 Titel - blieben in Summe weitgehend unverändert. Im einzelnen standen den festen grundkapitalgewichtigen BWT die - weniger gewichtigen - schwachen Performance AG, Jenbacher und JoWooD gegenüber.

Im ATX-Markt standen vor allem die Indexschwergewichte auf der Seite der Gewinner. Angeführt von Austrian Airlines (+5,6%) und BWT (+4,8%) waren auch Verbund, Generali, Telekom Austria und OMV freundlich. Die Ankündigung der Styria Medien AG, kein Angebot zur Übernahme der Libro abzugeben, bescherte der Libro-Aktie einen Absturz bis auf 1,53 Euro. Zwar erholte sich die Aktie in der Folge wieder etwas, lag aber trotzdem per saldo um rund ein Viertel unter dem Vorwochenschluß. Unter Abgabedruck standen insbesondere auch VA Tech, die ein Minus von 12,8% hinnehmen mußten. Um etwa 3% schwächer notierten auch BETandWIN.com, Head und Wienerberger.

Im Specialist Market standen die Kurserhöhungen zu den Rückgängen im Verhältnis 1:2. Angeführt von Investkredit (+4,3%) zogen auch Semperit, Constantia-Iso und Porr Vorzug merklich an. Stärkere Einbußen erlitten dagegen Performance AG (-5,9%), Jenbacher (-5,6%) sowie Do & Co (-5,1%). Schwach zeigten sich auch JoWooD und stage1.cc.

Bei den im C-Markt notierten Small Caps war das Kursbild ziemlich ausgewogen. Nach dem zuletzt verzeichneten starken Rückgang konnten Schlumberger Stamm (+17,6%) und Darbo (+11,1%) wieder deutlich zulegen. Fester notierten auch Heid, VKW und Rath. Arg unter die Räder gekommen sind Agra Tagger, die um 57,6% abgestürzt sind. Mit 98 Cent markierte die Aktie damit einen neuen historischen Tiefstwert.

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse