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Vom einfachen Griff in die Kasse über gefälschte Rechnungen bis hin zur bewussten Manipulation von Bilanzdaten: Jedes zweite österreichische Unternehmen ist mit Fällen von Wirtschaftskriminalität konfrontiert. Dabei finden sich die meisten "schwarzen Schafe" unter den eigenen Mitarbeitern - Führungskräfte mit eingeschlossen.
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"Die internen Kontrollsysteme versagen", nannte Peter Humer von KPMG Österreich gestern bei der Präsentation des jüngsten KPMG Reports zum Thema Wirtschaftskriminalität in Österreich den Hauptgrund dafür. Bei Delikten mit Schäden über 10.000 Euro seien zwei von drei Tätern Mitarbeiter des Unternehmens. Bei Unternehmen, die nicht im Finanzdienstleistungssektor tätig sind, verursachten Führungskräfte die größten Schäden.
Abhilfe schaffen könnte gelebte Unternehmensethik - in Österreich noch ein Fremdwort, so Humer. Die Graubereiche zwischen Erlaubtem und Nichterlaubtem seien in vielen Firmen nicht definiert und somit ein idealer Nährboden für Mitarbeiterkriminalität geworden. Allerdings glauben nur 21% der Führungskräfte, dass Ethikprogramme wirtschaftskriminellen Handlungen entgegenwirken können.
Die KPMG Linz hat bereits zum dritten Mal nach 1998 die 500 größten Unternehmen des Landes, ergänzt um große Banken und Versicherungen, befragt. Im Durchschnitt koste Wirtschaftskriminalität ein Unternehmen 400.000 Euro im Jahr, so das Ergebnis. Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten kommen auf 500.000 Euro Schaden. Hochgerechnet auf die gesamte Unternehmenslandschaft in Österreich und unter Berücksichtigung einer hohen Dunkelziffer ergebe sich ein geschätzter Schaden von 1,2 Mrd. Euro jährlich. Folgeschäden wie etwa Kursverluste für Aktionäre oder Schäden durch wirtschaftskriminelle Handlungen im öffentlichen Bereich seien in dieser Zahl allerdings noch nicht mit einberechnet. Die häufigsten Delikte sind Diebstähle: 74% der Unternehmen sind davon betroffen. Fiktive Rechnungen oder gefälschte Finanzinformationen sind in 45% der Firmen nicht unbekannt. 57% der Unternehmen gaben an, im Vorfeld der Delikte keinerlei Warnsignale wahrgenommen zu haben.