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Interne ÖVP-Diskussionen über Gesamtschulmodelle

Von Heiner Boberski

Politik

+++Schulpolitiker | Walter Strobl weist auf Parteilinie hin. | Wechsel in Wiener Stadtschulratspräsidium zieht sich hin.


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"Die Gesamtschule ist der falsche Weg" steht in Großbuchstaben im Text "Bildungspolitische Schwerpunkte 2001-2006" der Wiener ÖVP, der laut dem langjährigen ÖVP-Bildungssprecher Walter Strobl nach wie vor die offizielle Parteilinie widerspiegelt.

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" geht Strobl in dieser Frage auf Distanz zur neuen Wiener ÖVP-Stadträtin und Bildungssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager, die kürzlich Sympathien für die Gesamtschule hatte erkennen lassen. Die steirische VP-Bildungpolitikerin Kristina Edlinger-Ploder sprach sich jüngst in einem "Presse"-Interview entweder für eine gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen oder eine "wirkliche Differenzierung und wieder Aufnahmeprüfungen für die AHS-Unterstufe" aus.

"Die Gesamtschule ist in der ÖVP derzeit weder mehrheitsfähig noch wirklich aktuell", betont Strobl, der aus dem Wiener Gemeinderat ausgeschieden ist und voraussichtlich im Februar das der zweitstärksten Rathausfraktion zustehende Amt des Vizepräsidenten im Wiener Stadtschulrat übernimmt.

Die jetzige freiheitliche Vizepräsidentin Monika Mühlwerth hat nicht - wie Strobl 1992, als die FPÖ in Wien Platz zwei eroberte - gleich bei der Neukonstituierung des Landtages auf ihr Amt verzichtet. Sie verliert es, und ihre Bezüge, daher erst Monate später - mit Neukonstituierung des Stadtschulratskollegiums.

Strobl erinnert daran, dass mit der Abschaffung der Zweidrittelmehrheit für zahlreiche Schulgesetze im Nationalrat auch ein Bekenntnis zu einem differenzierten Schulsystem erfolgte. In Wien habe sich im Hauptschulbereich das auf innere Differenzierung ausgerichtete ÖVP-Modell der "kooperativen Mittelschule" (KMS) durchgesetzt, während SPÖ-Gesamtschulversuche gescheitert seien.

Den Streit um Lehrerposten kann Strobl nicht nachvollziehen. Deren Finanzierung sei immer Sache der Länder gewesen. Wien könne nicht das Bildungsministerium kritisieren, weil es beim Finanzausgleich schlecht verhandelt habe.