Die "schlimmste aller schlimmen" Internet-Firmen. | Zehntausende Kontodaten ausspioniert. | Wien. Nicht jede ehrenwerte Gesellschaft ist tatsächlich ehrenwert, auch wenn sie einen scheinbar respektablen Namen wie Russian Business Network (RBN) trägt.
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Laut einem aktuellen Bericht von VeriSign, einer der weltweit größten Internet-Sicherheitsfirmen, ist RBN aus St. Petersburg die "schlimmste aller schlimmen" Internet-Firmen.
RBN ist ein Dienstleistungsanbieter für kriminelle Internet-Operationen im ganz großen Stil. Wer anonym Spams oder Phishing-Mails verschicken, PCs mit Trojanern infizieren oder Kinderpornographie vertreiben will, der kann das mit Hilfe von RBN tun.
Offiziell gibt es die Firma nicht. Sie ist nirgends registriert, die Geschäftsführung besteht nur aus Internet-Spitznamen, die Webseiten sind unter anonymen Adressen registriert. Kunden erteilen ihre Aufträge über das Internet und bezahlen mit elektronischem Geld.
Ein großangelegter Betrug von RBN im Vorjahr war "Rock Phish" - eine Mail-Aktion, bei der Empfänger verleitet wurden, Bankkonto-Daten preiszugeben. Allein mit "Rock Phish" dürfte RBN nach Schätzung von VeriSign 150 Mio. US-Dollar verdient haben.
Logische Entwicklung
Dass Internet-Kriminelle nun zu integrierten Gesamt-Anbietern werden, ist für Josef Pichlmayr, Geschäftsführer der Wiener Internet-Sicherheitsfirma Ikarus, lediglich "eine logische Entwicklung". Früher hätten Hacker Viren oder Sicherheitslücken verkauft, nun kämen sie drauf, dass sie auch gleich die dazugehörigen Dienstleistungen verkaufen können, sagt Pichlmayr.
Ein beliebter Trick des RBN ist es, Hacker-Software auf legalen Webseiten einzubauen. Dadurch kann etwa ein User ganz normal auf der Homepage seiner Bank sein Passwort eingeben. Ohne sein Wissen werden die Daten allerdings sofort an Kriminelle weitergeleitet.
VeriSign hat einen der RBN-Server gehackt, und dabei 30.000 derartige Datensätze gefunden. "Bei jedem größeren Trojaner im Vorjahr gibt es eine Verbindung zu RBN", so die Sicherheitsfirma.
Obwohl westliche Behörden längst auf RBN aufmerksam geworden sind, bleiben die russischen Stellen untätig. Eine Erklärung könnten die Gerüchte bieten, wonach viele Beamte auf der Gehaltsliste von RBN stehen. Der Chef der Firma, ein gewisser "Flyman", soll angeblich sogar mit einem einflussreichen Politiker verwandt sein.