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Interventionen am Devisenmarkt sind oft nicht mehr als ein Placebo

Von Rosa Eder-Kornfeld

Analysen

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Japanische Yen und schweizerische Franken sind wegen der Schuldenprobleme in Europa und in den USA derzeit bei Anlegern sehr beliebt - was diese Währungen im Verhältnis zu Euro und Dollar aber deutlich verteuert. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Exportnationen Schweiz und Japan, denn ihre Unternehmen erzielen mit den im Ausland verkauften Produkten weniger Gewinn.

Um ihre Landeswährungen zu schwächen, haben die Notenbanken Japans und der Schweiz in den vergangenen Tagen kräftig interveniert. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte die Zinsen auf praktisch null und kündigte an, die Liquidität am Franken- Geldmarkt zu erhöhen. Die Bank of Japan (BOJ) verkaufte massiv Yen - das war die dritte Intervention seit September 2010.

Ungewöhnlich sind Interventionen am Devisenmarkt nicht. Die Zentralbanker kaufen oder verkaufen die eigene Währung in großen Mengen, um den Kurs in die gewünschte Richtung zu bewegen. Ob das Ziel - Ab- oder Aufwertung von Währungen - dauerhaft erreicht wird, ist jedoch laut Marktbeobachtern nicht gesichert. Vor allem, wenn es sich wie jetzt in der Schweiz und Japan um Alleingänge handelt.

Die Schweizer Nationalbank hat sich schon einmal - im Frühjahr 2010 - ein blaues Auge geholt. Damals kaufte sie gewaltige Mengen an Euro auf, um die Aufwertung des Franken zur europäischen Gemeinschaftswährung zu stoppen. Die Nationalbank scheiterte, Euro und Dollar verloren weiter an Wert, der Frankenkurs stieg weiter. Anfang August sank der Euro zum Franken schließlich auf ein Rekordtief. Die Ankündigung der jüngsten Maßnahmen der SNB hat den Aufwärtsdruck auf den Franken zuletzt gebremst. Es bleibt abzuwarten, ob eine dauerhafte Bodenbildung möglich ist. Dies gilt auch für den Yen, dessen Kurs nach der jüngsten Intervention der BOJ am Donnerstag ebenfalls sank.

Die letzte gemeinsame Intervention, um den Yen-Höhenflug zu stoppen, gab es am 18. März dieses Jahres, kurz nach der Atomkatastrophe von Fukushima. BOJ, die Europäische Zentralbank (EZB), die Federal Reserve (Fed) aus den USA und die anderen Notenbanken der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) verkauften in großem Stil Yen. Die japanische Währung fiel an diesem Tag zum Dollar um fast vier Prozent, um aber wenig später wieder in die Höhe zu klettern.

Devisenmarktinterventionen können also vorübergehend den Höhenflug einer Währung einbremsen. Betrachtet man die Charts aber über einen längeren Zeitraum, wird ersichtlich, dass die Eingriffe einen Trend langfristig nicht umdrehen können.