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Auch wenn die Zukunftskommission in ihrem Bericht zu dem Entschluss kommen sollte, die Einführung der Ganztagsschule zu befürworten, will Bildungsministerin Elisabeth Gehrer dem nicht Folge leisten: Letztlich habe sie als Ministerin zu bestimmen und nicht die Experten, lässt sie keinen Zweifel an der herrschenden hierarchischen Rangordnung.
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"Der 'Heilslehre der Ganztagsschule' erteilt Gehrer eine Absage, hält aber die Fünf-Tage-Woche und das Angebot ganztägiger Schulformen für eine notwendige Anpassung der Schule an die moderne Arbeitswelt. Den Bericht der von ihr beauftragten Zukunftskommission erwartet sie für die kommende Woche. Was letztlich mit deren Vorschlägen geschieht, habe sie als Ministerin zu bestimmen, nicht die Experten: "Wenn vorgeschlagen wird, dass man generell die alte SPÖ-Gesamtschule einführt, dann werde ich Nein sagen. Ich bin ja nicht die Befehlsempfängerin der Zukunftskommission."
In der Frage der umstrittenen Schulreform will die Ministerin zwischen notwendigen gesetzlichen Maßnahmen und der Förderung von Kreativität, die sich nicht gesetzlich fassen lässt, unterschieden wissen. Die PISA-Studie solle man "als das nehmen, was sie ist: Eine Momentaufnahme aus einem Bereich, wo ich mit vorhandenem Wissen Aufgaben löse". Sie sage nichts aus über soziale und kreative Kompetenz, über die gesamte Persönlichkeitsbildung oder über die sonstige Bildung.
Die Ministerin will alle fördern, die Begabten und die Risikogruppen. Sie verweist auf große Aktionen im Bereich der Leseförderung, betont aber: "Wir brauchen auch die Eltern." Wenig Verständnis hat sie für jene, die fordern, dass Kinder von Zuwanderern zuerst ihre Muttersprache lernen sollten: "Wichtiger ist, dass sie Deutsch lernen." Aus ihrer Sicht werden durch zusätzliche Mittel alle Rahmenbedingungen verbessert: "Wir haben mehr Förderstunden, mehr Lehrer für Förderungen und Supplierungen, und wir haben die zusätzliche leistungsbezogene Abgeltung für die Klassenvorstände."
Was die zukünftige Ausbildung der Lehrer betrifft, stellt die Ministerin klar: "Wir werden vorläufig die Ausbildung für die Gymnasialprofessoren an der Universität lassen und alle Pädagogischen Akademien zu Pädagogischen Hochschulen weiterentwickeln - mit einer Durchlässigkeit zur Universität hin."
Das vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) drohende Urteil in Sachen Hochschulzugang will Österreich durch einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens stoppen. Gehrer begründet das mit der in Europa einmaligen Situation, dass ein Land mit freiem Hochschulzugang einem gleichsprachigen Nachbarland mit zehnfacher Bevölkerung gegenüber steht. Grundsätzlich strebe Österreich eine Änderung der Situation an, dass EuGH-Urteile sofort und ohne Übergangsfrist in Kraft treten. Einen Numerus clausus werde Österreich nicht einführen und auch einer Anpassung der Studiengebühren an die Inflation erteilt sie eine klare Absage.