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Dean Baker ist Direktor des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts "Center for Economic and Policy Research" in Washington D.C. und Autor mehrerer Publikationen über internationale und nationale Wirtschaftspolitik.
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"Wiener Zeitung": Steckt das amerikanische Pensionssystem tatsächlich in einer Krise oder redet das Weiße Haus diese Krise nur herbei, wie die Opposition kritisiert?
Baker: Ich halte mich da gerne an die offiziellen Daten: Das "Congressional Budget Office" spricht davon, dass die Pensionen ohne Probleme bis 2052 ausbezahlt werden können. Selbst danach sind die Rentenzahlungen auf Jahre hin garantiert, wenn auch mit kleinen Abstrichen, die aber durch kleine Modifizierungen aufgefangen werden können. Das heißt, dass das System wesentlich stabiler ist, als in den Jahren zwischen 1940 und 1970. Wenn das eine Krise ist, dann war das US-Rentenprogramm ständig in einer Krise. Die wirklichen Probleme liegen woanders: Das teure Gesundheitswesen und die enormen Ausgaben für das Militär bringen das US-Budget zur Zeit in große Bedrängnis.
"Wiener Zeitung": Wäre die von Bush vorgeschlagene Privatisierung des Pensionssystems überhaupt ein angemessenes Instrument zur Modernisierung des US-Rentensystems?
Baker: Bushs Plan ist ein risikoreiches und teures Unterfangen: Es gibt keine Pensions-Garantie mehr, da diese zum Teil von der Entwicklungen des Finanzmarktes abhängt ist, es fließt weniger Geld in die Pensionskasse und die Verwaltungskosten steigen um mindestens das 10-fache an.
"Wiener Zeitung": Welche Modifizierungen würden sie vorschlagen, um Engpässe einzudämmen?
Baker: Irgendwann in ferner Zukunft wird man sicherlich die Beiträge zur Pensionsversicherung erhöhen und das Pensionsalter nach oben setzten müssen. Das hat man ja bereits Anfang der 1980er Jahre unter Ronald Reagan gemacht, als eine tatsächliche Zahlungsunfähigkeit bevorstand.
"Wiener Zeitung": Was müsste die Regierung zusätzlich unternehmen, um den US-Rentner einen sicheren Lebensabend zu ermöglichen?
Baker: Die Regierung müsste Sparanreize und günstige Sparformen schaffen. Leider verlieren US-Sparer im Moment zwischen 15 und 20 Prozent ihrer Ersparnisse aufgrund von Gebühren und Spesen. Dies wäre vor allem für jene Menschen wichtig, die nicht im staatlichen Rentensystem integriert sind.
Das Gespräch führte Heike Warmuth