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Wer nicht mit Angehörigen über seine Depressionen oder Suizidgedanken sprechen möchte, kann sich an eine Selbsthilfegruppe wenden. In Österreich ist diese Gruppentherapie zwar nicht so stark vertreten wie beispielsweise in den USA, das Angebot an Selbsthilfegruppen ist aber in den vergangenen Jahren um einiges größer geworden.
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Die meisten Teilnehmer erfahren per Mundpropaganda von der Möglichkeit, sich ihrer Runde anzuschließen, berichtet die Leiterin einer Selbsthilfegruppe in Niederösterreich. Namentlich genannt, möchte sie nicht werden - denn Anonymität ist auf diesem Gebiet essentiell. "Nach außen hin will niemand zu seiner Krankheit stehen. In der kleinen Gruppe, wo alle ähnliche Probleme haben, ist es leichter darüber zu sprechen", weiß die Betreuerin, die selbst an einer manisch-depressiven Erkrankung litt. "Mittlerweile kann ich damit gut umgehen, habe immer ein Notfallmedikament dabei."
Seit zwei Jahren leitet sie die Selbsthilfegruppe, in der "niemand zum Reden gezwungen wird". So kann es durchaus passieren, dass manche Teilnehmer erst nach Monaten des Schweigens auftauen und sich öffnen. Ist die Vertrauensbasis einmal geschaffen, entsteht zwischen den Leidensgenossen oft ein Klima, das sogar noch intimer ist als in der Familie. "In der Gruppe werden manchmal Dinge erzählt, die selbst der eigene Partner niemals erfahren würde", meint die Moderatorin, die Wert darauf legt, "dass vor allem untereinander Gedanken ausgetauscht werden".
Ein Rückfall droht immer
Besonders wichtig sei der Aspekt, "dass die Leute merken: Ich bin nicht allein mit meiner Krankheit, es gibt noch viele andere Betroffene, die damit umgehen müssen". Auch den Unternehmungsgeist gelte es zu wecken, damit die Patienten wieder einen Sinn im Leben erkennen. Die Therapie in der Gruppe geht aber auch immer Hand in Hand mit einer entsprechenden Medikation. "Das hält aber leider nicht jeder durch", weiß die Betreuerin. Geht die Depression nach einer gewissen Zeit zurück, werden die Medikamente oft eigenständig abgesetzt. Die meisten Patienten erleiden dann wieder einen Rückfall und landen erneut in der Selbsthilfegruppe.
Die wenigsten Teilnehmer kommen zum ersten Mal. "Wir haben eine ständige Fluktuation. Manche tauchen nur dann auf, wenn es ihnen wirklich schlecht geht." Bleiben Suizidgefährdete längere Zeit fern und werden gesucht, "macht man sich schon Sorgen - oft durchaus berechtigt". Sie sei auch öfters kurz vor einem Suizidversuch kontaktiert worden, erzählt die Gruppenleiterin. "Manche Selbstmorde konnte ich verhindern. Manche nicht."