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Investkredit neu unter ÖVAG-Dach

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Montagabend hat auch der Aufsichtsrat der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) seinen Segen für den jüngsten österreichischen Banken-Deal gegeben. Die Spezialbank Investkredit gehört damit vollständig der ÖVAG. Ob sich der ehemalige Anteilseigentümer Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien dafür tatsächlich die ÖVAG-Anteile an der Hypo Niederösterreich Landesbank schnappen kann, bleibt vorerst offen.


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"Uns ist von der ÖVAG die Option eröffnet worden, Anteile an der Hypo zu übernehmen", erklärt der Pressesprecher der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Dieter Pietschmann, gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Entscheidung darüber werde bis Ende Oktober fallen. Dass die Anteile von der ÖVAG direkt an die RLB-NÖ übergeben werden, "ist laut Auskunft unserer Juristen nicht möglich", meint dazu Christian Rädler, Pressesprecher des niederösterreichischen Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka. Wie berichtet, hat das Land Niederösterreich aufgrund eines Syndikatsvertrages das Vorkaufsrecht für die Anteile an der Hypo NÖ. "Dieses Vorkaufsrecht werden wir wahrnehmen", so Rädler. Ob das Land Niederösterreich, das mit 59% Haupteigentümer der Hypo NÖ ist, die Anteile dann weiter verkaufen wird, könne er derzeit noch nicht sagen.

Während von Seiten der ÖVAG betont wird, dass der Hypo-Deal nichts mit dem vollständigen Erwerb der Investkreditbank zu tun hat, wird von der RLB-NÖ der Zusammenhang bestätigt: Im Rahmen des Investkredit-Erwerbs durch die ÖVAG habe die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) ihre Anteile (rund 28%) an die Raiffeisenzentralbank (RZB) übertragen. Die RZB gebe damit neben ihrem Anteil von rund 18%, jenen der RLB-NÖ (knapp 4%) und den der BA-CA-Anteile gemeinsam an die ÖVAG ab. Die ÖVAG habe der RLB-NÖ im Gegenzug ihren Hypo-Anteil (sie hält 41%) angeboten.

Während sich die ÖVAG am Dienstag nicht zu der Übernahme der Spezialbank äußerte, zeigte Investkredit-Chef Wilfried Stadler zufrieden: Die Investkreditbank werde durch die Einbettung in die Volksbanken-Gruppe von einer Spezialbank zur Vollbank. "Früher mussten wir zu Beginn eines Kundengespräches eine Viertelstunde lang erklären, was wir alles nicht tun. Das wird sich jetzt aufhören", sagte der Vorstandsvorsitzende am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Künftig könne die Investkredit das Netz der Volksbanken nützen, die schon in mehr Ländern Ost- und Südosteuropas vertreten sind als die Investkredit bisher. Die Investkredit werde zum Kommerzkundenzentrum der ÖVAG werden und weiterhin mit ihren Spezialkompetenzen - Öffentliche Finanzierung und Unternehmensfinanzierung - punkten. Und die Investkredit vereine erfolgreich die Tugenden der klassischen Kreditwelt und der neuen Kapitalmarktwelt.

Details darüber, wie die Bank in die ÖVAG eingebunden wird (eventuell in Holdingkonstruktion) könne er noch nicht bekannt geben. Die Überschneidungen von Volksbanken-Gruppe und Investkredit seien aber gering - er erwarte daher keine "geschäftsbeeinträchtigende Delle". Die im Jahre 1947 für den Wiederaufbau gegründete Spezialbank gehe mit der Übernahme durch die ÖVAG den selben Weg wie andere vormalige Entwicklungsbanken in Europa, so Stadler mit Verweis auf Frankreich und die Niederlande.