Zum Hauptinhalt springen

Investment rüttle dich

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Bäume sind eine interessante Anlageform. | Aber nicht alles, was grün ist, ist auch ein ökologisches Projekt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Den Wald vor Bäumen nicht sehen: Das kann einem leicht passieren im Nachhaltigkeitsdschungel, zu dem sich die Investmentindustrie entwickelt. Was bietet sich als "grünes Investment" besser an als ein Baum oder gleich ein ganzer Wald? Produkt anbieter von sogenannten "geschlossenen Fonds", also Unternehmensbeteiligungen bis hin zu Immobilienverwaltern, die mit den Grundstücken handeln, auf denen der zukünftige Ertragsbringer wachsen soll, sind auf den "Holz-Zug" aufgesprungen.

Das Investment wachse fast von selbst, und wenn man sich über einen längeren Zeitraum von sechs bis acht Jahren binde, könne man mit einer jährlichen Rendite im kleinen zweistelligen Bereich rechnen, heißt es in vielen Fonds- und Anlageprospekten.

Diese Aussagen sind nicht falsch, aber doch zu hinterfragen: Zunächst handelt es sich bei Angaben von "zu erwartenden" Renditen immer um Schätzungen, zu denen meist Kleingedrucktes dazugehört.

Darüber hinaus muss man sich bewusst sein, dass eine "jährliche Rendite von acht bis zwölf Prozent", um ein Beispiel zu nennen, immer über den gesamten Anlagezeitraum gerechnet wurde. Das heißt, das zum Beispiel im Jahr drei keine Rendite erwirtschaftet wurde, dafür im Jahr fünf eine weit überdurchschnittliche. Ein vorzeitiger Ausstieg aus solchen Investitionen kann also zu drastischen Renditeeinbußen führen.

Die deutsche Zeitschrift "Oekotest" verglich im Vorjahr 27 Waldfonds und fand bei der Rendite eine Bandbreite zwischen 3 Prozent und 15 Prozent.

Einhaltung von Öko-Standards fraglich

Der Vergleich bezieht sich jedoch nur auf die Rendite, denn sowohl die Anlageprodukte als auch das Investment können völlig unterschiedlich sein. Die Baumkulturen stehen in verschiedenen Regionen der Welt, es werden diverse Baumsorten angepflanzt und es ist schwierig zu überprüfen, ob sich die "Betreiber" der Wälder an soziale und ökologische Standards halten.

Investoren sollten sich deshalb - wie bei jeder Anlage - gut informieren und auch die Firmen direkt auf problematische Themen ansprechen. Dazu gehören auch die Anpflanzung von Monokulturen, die zur Verdrängung heimischer Pflanzen- und Tierarten führen können, oder der Transport und die Verwendung der Hölzer.

Aber auch soziale Problematiken wie Landrechte indigener Völker, die nicht immer gewahrt werden, oder die Arbeits- und Karrieremöglichkeiten der lokalen Arbeiter sind zu hinterfragen.

Objektive Informationen zum Thema sind im Internet nicht immer gleich ersichtlich. Diverse Portale zum nachhaltigen Investieren entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Informationsseiten von Marketing- oder Fondsfirmen.

Das muss per se nicht schlecht sein, denn viele Investmenthäuser haben bereits sehr gute Forschungsabteilungen zum Thema Nachhaltigkeit, aber ein Klick auf den "Impressum"-

Schalter, der sich bei Webseiten meist am untersten Rand versteckt, lohnt sich trotzdem.

Auf der vom Lebensministerium in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (Ögut) zusammengestellten Seite www.gruenesgeld.at kann man Tipps im Umgang mit nachhaltigen Investitionen, sowie diverse Links zu Studien und Beratungseinrichtungen einholen.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.