Wiener Investor Pecik dürfte weitere Zukäufe mittels Aktienoptionen planen.
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Wien. Die Spatzen haben es seit Wochen von den Dächern gepfiffen, aber der Investor Ronald "Ronny" Pecik senior wollte sich nicht in die Karten blicken lassen. Erst jetzt hat er die Katze aus dem Sack gelassen.
Der Donaustädter Pecik, ein geübter wie gefürchteter Experte für Aktien-Derivate, nutzt den niedrigen Kurs der Telekom Austria-Aktie aus und hat Kaufoptionen für 23,922 Millionen Telekom-Aktien erstanden. Das sind immerhin 5,4 Prozent aller TA-Aktien. Dem Vernehmen nach will Pecik weitere TA-Aktien zukaufen.
Zur Erklärung: Mit Call Optionen erhält ein Investor das Recht, eine bestimmte Zahl Aktien in einer festgelegten Laufzeit zu einem festgeschriebenen Preis zu kaufen. Die Differenz zwischen dem Basispreis und dem späteren Kurswert zum Zeitpunkt der Ausübung der Option ist der (Buch-)Gewinn.
Der Schnäppchenjäger
"Ich habe eine kleinere Position", sagte Pecik bereits vergangene Woche zur "Wiener Zeitung". "Als die Aktie unter acht Euro lag, habe ich mir erlaubt, einige Call-Optionen ganz normal auf dem Markt zu kaufen, ohne Pipapo." Mitte September lag der Kurs der TA-Aktie bei 6,88 Euro, gestern Mittag, lag er bei 8,4 Euro. Fast 65.000 Stück hält schon bisher seine RPR-Privatstiftung, weitere 310.000 Stück andere Pecik-Gesellschaften. Vor ein paar Wochen ist kolportiert worden, Pecik wolle mit einem ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris 20 Prozent der Telekom Aktien übernehmen - Pecik dementierte.
"Herr Pecik ist ein cleverer Investor, der alle Schritte, die er macht, gut überlegt. Er nützt den niedrigen Kurs, und wenn die Telekom ordentlich arbeitet, braucht sie sich vor Herrn Pecik nicht fürchten", sagt Wilhelm Rasinger vom Interessensverband für Anleger (IVA). "Er spürt Chancen auf. Er hat erkannt, dass man einsteigt, wenn ein Kurs unterbewertet zu sein scheint." Nachsatz: "Seine Strategie ist grundvernünftig. Damit er die ÖIAG als größter Einzelaktionär gefährdet, ist noch ein weiter Weg." Indes ist laut Rasinger aber nicht auszuschließen, dass mit Pecik noch andere Investoren einen TA-Einstieg wagen. Pecik ist bekannt dafür, nur bei Unternehmen einzusteigen, die für ihn eine starke "Fantasie" in Sachen Geschäfts- und Aktienentwicklung ausüben.
Die A-Tec-Tragödie
In den vergangenen Monaten hat Peciks Herz geblutet. Der Bankrott und die Filettierung der A-Tec Industries AG, die Pecik mit Ex-Geschäftspartner Mirko Kovats hochgezogen hatte, riefen bei ihm schmerzhafte Erinnerungen hervor. Denn die einzelnen "A-Tec-Firmen" waren so etwas wie seine "Kinder". So schreibt sich Pecik den erfolgreichen Verkauf von VA Tech an Siemens sowie die Zukäufe der Montanwerke Brixlegg und AE&E auf seine Fahnen. Mit Kovats, so scheint es, verbindet Pecik heute nur noch tiefe Verachtung und Feindschaft. Laut eigenen Angaben ist Ronny Pecik 2006 bei A-Tec ausgeschieden. Derzeit hat er in Österreich Funktionen in elf Gesellschaften, u.a ist er Geschäftsführer der Marathon Beteiligung GmbH, über die der Telekom-Deal läuft; weitere Vehikel sind die Everest Investment und die Victory Industriebeteiligungen GmbH. Mit einer "Victory Industriebeteligung AG" übernahmen Pecik und Kovats 2005 die Mehrheit des Schweizer Technologiekonzerns Unaxis/OC Oerlikon. Später engagierte sich Pecik beim Schweizer Ascom-Konzern und bei der Sulzer AG. Pecik galt auch als Türöffner für den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, der Kernaktionär von OC Orlikon ist. Und auch zu Saurer Textil machte Pecik einen finanziellen Abstecher. Doch die lukrativen Geschäfte mittels Optionen samt Kursfeuerwerk haben Pecik in der Schweiz zum Teil viel Ärger eingebracht.