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Irak: George W. Bushs Krieg ohne Ende

Von Rainer Mayerhofer

Wissen

Das alles beherrschende außenpolitische Ereignis des Jahres 2003 war der weltweit umstrittene Krieg im Irak. Als die USA und das mit ihnen verbündete Großbritannien mit ihren Bemühungen scheiterten, eine UN-Unterstützung für den seit langem geplanten Waffengang zu bekommen, fielen in der Nacht zum 20. März die ersten Bombenteppiche auf Bagdad.


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Die UN-Waffeninspektoren, die der Irak zuvor nach jahrelangen Weigerungen doch wieder zugelassen hatte, hatten keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Im UN-Sicherheitsrat hatten Frankreich, Russland und China mit einem Veto gegen eine neue Sicherheitsrats-Resolution gedroht, die die USA für einen kriegerischen Schlag gegen Saddam Hussein anstrebten. In der NATO und der Europäischen Union zeigten sich schwere Differenzen und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verhöhnte die Kriegsgegner Frankreich und Deutschland als "Altes Europa". Weltweit gingen millionen Kriegsgegner schon vor den Kämpfen auf die Straßen und Papst Johannes Paul II. warnte mehrmals entschieden vor dem Krieg.

Um 4.14 Uhr MEZ am 20. März bestätigte Präsident George W. Bush den Beginn der Angriffe im Irak. Nur wenige Stunden später erschien Saddam Hussein im irakischen Fernsehen und rief zum erbitterten Widerstand auf.

Die alliierten Truppen der USA und Großbritanniens brauchten länger als erwartet, um den irakischen Widerstand niederzukämpfen. Erst am 9 April rückten US-Soldaten in Bagdad ein. Saddam Hussein und seine engsten Anhänger schienen vom Erdboden verschwunden. Mit einem Kartenspiel mit den Köpfen der Gesuchten machten die US-Soldaten Jagd auf Saddam und sein Gefolge. Erst am 22. Juli wurden Saddams Söhne Udai und Kusai bei einem Feuergefecht in der nordirakischen Stadt Mosul getötet. Saddam Hussein selbst wurde erst am 13. Dezember in der Nähe seiner Heimatstadt Tikrit festgenommen.

Trotz intensiver Suche gelang es den Alliierten im Irak nicht, die von ihnen als Kriegsgrund vorgeschobenen Massenvernichtungswaffen zu finden. Bush, der am 1. Mai im Kampfjet auf dem heimkehrenden Flugzeugträger USS Abraham Lincoln eingeflogen war, um das Kriegsende zu verkünden, geriet innenpolitisch unter Druck, als sich herausstellte, dass seine Behauptungen in der Rede über die Lage der Nation über angebliche Uranankäufe des Irak in Afrika auf plumpen Fälschungen beruhten. Seinem Kriegspartner Tony Blair ging es nicht besser: Er sah sich sogar in eine parlamentarische Untersuchung verwickelt, als David Kelly Selbstmord beging. Kelly war Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und war im Zusammenhang mit einem von BBC veröffentlichten umstrittenen Irak-Dossier unter Druck geraten.

Und die Situation im Irak entwickelte sich auch nicht gerade so, wie man es im Weißen Haus gerne gesehen hätte. Der als Chef einer Übergangsverwaltung am 21. April eingesetzte Ex-General Jay Garner wurde bereits am 12. Mai durch Paul Bremer abgelöst.

Mit einer UN-Resolution am 22. Mai erhielten die Besatzungsmächte weitgehende Vollmachten für die Verwaltung des Irak, eine weitere Resolution am 14. August erkannte den provisorischen irakischen Regierungsrat an, der am 1. September 25 Minister ernannte. Eine der drei Frauen in dieser "Regierung", Akila el Hashimi, starb am 25. September an den Folgen eines Attentates.

Die Besatzungstruppen sahen sich im ganzen Land täglich mit Angriffen konfrontiert, die schließlich mehr Opfer in ihren Reihen forderten als der eigentliche Krieg.

Am 7. August starben bei einer Autobombenexplosion vor der jordanischen Botschaft in Bagdad 11. Menschen. 24 Tote, unter ihnen der UN-Sonderbeauftragte für den Irak, Sergio Vieira de Mello, waren bei einem Autobombenanschlag auf das UN-Gebäude in Bagdad zu beklagen. Beim Bombenanschlag auf die Imam-Ali-Moschee in der Pilgerstadt Najaf am 29. August starben 94 Menschen, unter ihnen der Schiitenführer Ayatollah Mohammed Bakr al Hakim. Mehr als 40 Tote gab es am 29. Oktober bei mehreren Autobombenanschlägen in Bagdad, u.a. auf das Hauptquartier des Roten Kreuzes.. 15 US-Soldaten starben beim Abschuss eines Hubschraubers am 2. November bei Bagdad. 19 Italiener, Carabinieri, Soldaten und Zivilisten kamen ums Leben als am 12. November eine Autobombe vor dem Hauptquartier der Carabinieri in Nassiriyah gezündet wurde. Und auch die spanischen Unterstützungskräfte im Irak hatten Opfer zu beklagen: Am 9. Oktober wurde ein Geheimdienstmitarbeiter in Bagdad auf offener Straße ermordet und am 29. November starben 7 spanische Geheimdienstmänner als sie in einen Hinterhalt gerieten.