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Irak: Serie von Anschlägen

Von WZ Online

Politik

Die Gewalt im Irak hat am Wochenende einen neuen blutigen Höhepunkt erreicht. Bei einer Serie von Anschlägen wurden bis Sonntag Mittag mindestens 90 Menschen getötet. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in den vergangenen vier Tagen auf mehr als 150.


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Der schwerste Selbstmordanschlag kostete an einer Tankstelle nahe einer schiitischen Moschee südlich von Bagdad am Samstag mindestens 71 Menschen das Leben, darunter 58 Zivilpersonen. Mindestens 156 weitere wurden verletzt.

Der Attentäter sprengte sich laut einem Polizeisprecher neben einem Tanklaster in die Luft und löste damit eine gewaltige Explosion aus. Wie Augenzeugen und die Polizei berichteten, rannte er auf den Laster zu, als dieser langsam an der Tankstelle manövrierte, und zündete seine Bombe. Ambulanzfahrzeuge brachten zahlreiche Opfer in Krankenhäuser. Die Tankstelle liegt in der Innenstadt. Umliegende Häuser fingen Feuer. Ort des Anschlags war die etwa 60 Kilometer südlich von Bagdad gelegene Stadt Musayyib.

Keine zwölf Stunden später raste am Sonntag früh ein Auto in eine Polizeipatrouille in Bagdad. Bei der anschließenden Explosion einer Bombe wurden drei Polizisten und eine Zivilperson getötet, wie die Polizei mitteilte. Sieben weitere Polizisten sowie eine weitere Zivilperson wurden zum Teil schwer verletzt. Etwa eine Stunde später sprengte sich nahe eines Polizeikonvois im Süden der Hauptstadt ein weiterer Selbstmordattentäter in seinem Auto in die Luft. Dabei wurden an einer Bushaltestelle drei Polizisten und vier Zivilpersonen getötet. Drei weitere Menschen erlitten Verletzungen.

Ein dritter Anschlag verfehlte wenig später einen US-Militärkonvoi, traf jedoch einen Kleinbus und riss sechs Zivilpersonen in den Tod. Neun weitere Menschen wurden bei der Bluttat in der Stadt Mahmudiya 30 Kilometer südlich von Bagdad verletzt, wie die Polizei mitteilte. Im Osten der Hauptstadt detonierte in der Nähe einer Polizeistreife eine Autobombe offenbar vorzeitig. Ein Polizist und zwei Zivilpersonen wurden getötet und mindestens vier weitere Menschen verletzt. Mehrere Autos und Häuser wurden beschädigt.

Am Samstagvormittag wurden bei einem Anschlag auf die britischen Truppen im Süden des Irak drei Soldaten getötet und zwei weitere verwundet. In einer Polizeistation nahe der nördlichen Stadt Mossul sprengte sich am Samstag ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss sechs Polizisten mit in den Tod. 20 weitere Menschen wurden verletzt. In Bagdad raste ein Mann mit einer Autobombe in eine Polizeipatrouille. Drei Sicherheitskräfte wurden getötet und fünf Zivilpersonen verletzt.

US-Soldaten haben nach Erkenntnissen von Militärermittlern erneut Gefangene misshandelt. Die Strafverfolgungseinheit des Heeres habe die Anklagepunkte vorgelegt, teilte die 3. Infanteriedivision in Bagdad am Samstag mit. Elf Soldaten hätten mutmaßliche Terroristen angegriffen. Keines der Opfer habe nach den Übergriffen medizinische Behandlung benötigt.

Ein eintägiger Warnstreik von 15.000 Arbeitern hat die Ölausfuhren des Irak zum Erliegen gebracht. Die streikenden Ölarbeiter verlangten höhere Löhne und einen neuen Verteilungsmodus der Öleinkünfte durch die Zentralregierung, sagte am Sonntag ein Vertreter der South Oil Company in Basra. Der irakische Ölexport sei am Sonntagmorgen um 08.00 Uhr (Ortszeit, 06.00 Uhr MESZ) für 24 Stunden ausgesetzt worden. Derzeit wird die gesamte irakische Ölausfuhr von täglich 1,4 Millionen Barrel über den Südirak abgewickelt. Die nördliche Exportroute kann derzeit wegen der Unsicherheit nicht genutzt werden. Möglicherweise hat der Streik auch einen politischen Hintergrund. Der Gouverneur von Basra hatte vor einer Woche einen höheren Anteil der Öleinkünfte für seine Provinz gefordert.