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Nein, es gäbe keine Spannungen zwischen George W. Bush und dem irakischen Premier Nuri al-Maliki. "Der Präsident ist eigentlich sehr zufrieden damit, wie der Ministerpräsident arbeitet", sagte der Sprecher des Weißen Hauses nach einer 50-minütigen Videokonferenz der beiden Politiker am Samstag.
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Auch das Ergebnis sollte Übereinstimmung demonstrieren: Eine hochrangige Kommission soll Empfehlungen abgeben, um das Training für irakische Sicherheitskräfte zu beschleunigen, der Regierung mehr Befehlsgewalt über die Truppen zu geben und diesen schneller die Kontrolle über das Land zu übertragen. Die Kommission soll auch Zeitpläne für die Umsetzung erarbeiten.
Genau über diesen Zeitrahmen hatte es vergangene Woche ernsthafte Verstimmung gegeben. Maliki ließ vehement eine Äußerung des US-Botschafters im Irak, Zalmay Khalilzad, dementieren, seine Regierung habe Terminvorgaben bereits zugestimmt. "Ich bin nicht Amerikas Mann im Irak", meinte er, um seine Unabhängigkeit klarzustellen.
Von US-Seite wird dem Premier vor allem vorgeworfen, zu zögernd gegen die Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten vorzugehen. Maliki, selbst Schiit, ist auf die parlamentarische Unterstützung des radikalen Predigers Moktada al-Sadr angewiesen, dessen Mahdi-Miliz eine zentrale Rolle in den blutigen Auseinandersetzungen zugesprochen wird. Sadr-Anhänger sitzen auch im Innenministerium, dem vorgeworfen wird, Todesschwadronen gegen Sunniten zu bilden.
Immer wieder werden von ihnen in den Straßen Bagdads Dutzende sunnitische Opfer hinterlassen, die zunächst gefoltert und dann getötet worden sind. Die abschreckende Wirkung wird freilich nicht erzielt - die Sunniten reagieren mit Bombenanschlägen wie jenem vom Montag im Stadtviertel Bagdads, das nach Sadr benannt ist.
Die Mahdi-Miliz liefert sich aber auch im Südirak Kämpfe - dort gegen die rivalisierende Badr-Organisation, gleichfalls eine Schiitenmiliz. Angesichts dieses Schlachtens mutet die Versicherung Malikis, nicht erst in einem Jahr, wie es die Amerikaner erhoffen, sondern schon in sechs Monaten mit den eigenen Truppen die Sicherheit im Irak herstellen zu können, überaus optimistisch an. Voraussetzung dazu sei freilich, so der Premier, dass seine Truppen besser mit militärischem Material ausgerüstet sein müssen. Wenige Tage nach dieser Forderung wurde am Montag bekannt, dass laut einer Prüfung in Washington seit Ende 2003 mehr als 14.000 an die Iraker gelieferte Waffen, darunter halbautomatische Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer, spurlos verschwunden sind - rund vier Prozent der US-Lieferungen.
Unterdessen rückt das erste Urteil gegen Ex-Diktator Saddam Hussein näher. Sein Hauptverteidiger schrieb einen Brief an den US-Präsidenten, in dem er vor einem Todesurteil warnt - sonst könnte ein Bürgerkrieg erst richtig ausbrechen.