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Vorwürfe auch gegen Nordkorea und Syrien. | Teheran sieht sich im Recht. | Teheran/Wien. Schon vor Beginn der dieswöchigen Generalversammlung der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) war klar, welches Thema die Klausur dominieren würde: Irans Atomprogramm. Schon seit einiger Zeit wurden Journalisten fast im Tagestakt in eine der in Wien ansässigen Botschaften gebeten, um im Vorfeld des Treffens noch einmal die Standpunkte der Konfliktparteien zu untermauern.
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Briten und Amerikaner taten bei Presseterminen ihre Kritik an der Kooperationsunwilligkeit der Perser kund. Irans IAEO-Botschafter Ali Asghar Soltanieh wiederum erklärte, dass sein Land zur Zusammenarbeit mit der IAEO bereit sei, auch wenn er nicht mit allem einverstanden sei, was die Organisation in ihren Iran-Berichten äußerte.
Die Beziehung zwischen dem Iran und der IAEO ist am Tiefpunkt. Das Fass zum Überlaufen brachten zwei IAEO-Inspektoren, die der Iran im Sommer ablehnte - mit der Begründung, sie hätten falsche Angaben gemacht. Doch es brodelte schon, seitdem der Generaldirektor der IAEO, Yukiya Amano, im Dezember das Ruder der in der IAEO übernommen hatte. Die Perser - und andere blockfreie Staaten - werfen ihm vor, sich von westlichen Staaten politisch beeinflussen zu lassen, zumal von den USA, die seine Kandidatur sehr unterstützt hatten.
Iran stellt Institution IAEO in Frage
So kam die Kritik Amanos an Teheran bei der Eröffnung der Generalkonferenz der Kontrollbehörde am Montag nicht überraschend. Sowohl dem Iran als auch Syrien warf er vor, nicht vollständig mit seinen Kontrolleuren zusammenzuarbeiten, ebenso wie Nordkorea, das seit April keine Inspektoren mehr in ins Land gelassen hat. "Mein elementarer Ansatz ist gewesen, dass alle von den Mitgliedstaaten vereinbaren Schutzmaßnahmen und anderen relevanten Verpflichtungen vollständig umgesetzt werden", sagte er.
Schon in seinem ersten Iran-Bericht im Februar hatte Amano schärfer als sein Vorgänger Mohammed ElBaradei davor gewarnt, dass Teheran an Atomwaffen arbeiten könnte. Deswegen attackiert Soltanieh nun nicht mehr den Westen, sondern die IAEO per se: Sie laufe Gefahr, ihr Prestige als glaubwürdige Institution zu verlieren. Amano beharrt hingegen darauf, dass die zwei abgelehnten Inspektoren korrekt berichteten.
Er wies darauf hin, dass der Iran bereits dutzende Inspektoren verweigert hatte, etwa 38 Kontrollore im Jänner 2007. Das erschwere den Inspektions- und Kontrollprozess, warnte der IAEO-Chef. Der Iran beruft sich wiederum auf sein Recht, Inspektoren abzu weisen, und argumentiert, man habe mehr als 150 Inspektoren zugelassen.
Irans Staatschef Mahmoud Ahmadinejad hat den Streit um Teherans Atomprogramm als lächerlichen Vorwand bezeichnet. Die USA wüssten, dass der Iran keine Nuklearwaffen besitze und auch keine anstrebe.
Iran neben USA"einzige Weltmacht"
Zudem sieht der Hardliner den Gottesstaat auf dem Weg zur zweiten Weltmacht neben Washington. "Jeder sieht, dass nur zwei Mächte, die USA und der Iran, den Haupteinfluss in der Welt ausüben. Deshalb warten die meisten Teilnehmer der Vollversammlung vor allem auf die US- und die Iran-Rede", erklärte er in New York vor Exil-Persern, bevor sich er anlässlich der UN-Vollversammlung zum Hauptquartier begab.
Die Zukunft der Welt hänge davon ab, wie Washington und der Iran agierten. Die USA seien zwar globale Wirtschaftsmacht, aber damit gescheitert, das politische Weltgeschehen zu leiten, wie die Konflikte im Irak und in Afghanistan zeigten, so Ahmadinejad weiter.