Aus Sicht des Iran ist eine willfährige irakische Regierung eine Sicherheitsfrage und von größter Wichtigkeit, besonders für die Generation, die den Irak-Iran-Krieg erlebt hat.
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Der Iran soll laut Informationen von US-Regierungsbeamten eine großangelegte, verdeckte Kampagne im Irak unternehmen, um die bevorstehenden Wahlen zu beeinflussen. Am besten könne man das vereiteln, hieß es dazu, wenn man die Vorgänge publik mache.
US-General Ray Odierno, Kommandant der US-Truppen im Irak, hat das bei seinem Besuch in Washington letzte Woche bereits getan. Er berichtete vor allem über die Rolle von Ahmed Chalabi, einem Iraker, der die Bush-Regierung zur Invasion des Irak im Jahr 2003 gedrängt hatte und der nun eng mit dem iranischen Revolutionary Guard Corps zusammenarbeiten soll. Zuvor hatte Odierno bereits in Bagdad die irakische Führung über diese Geheimdiensterkenntnisse informiert. Folgende Punkte sollen dabei angesprochen worden sein:
Der Iran versorgt Kandidaten und Parteien im irakischen Wahlkampf mit Geld, Training und Wahlkampfmaterial.
Der Iran versucht, die irakische Politik zu beeinflussen, indem er auf von ihm unterstützte Allianzen hinarbeitet.
Der Iran unterstützt die Ent-Baathifizierung, die Ahmed Chalabi voranzutreiben versucht, um mögliche Hindernisse für eine iranische Einflussnahme aus dem Weg zu räumen.
Laut Geheimdienstinformationen war Ahmed Chalabi allein im Vorjahr mindestens drei Mal im Iran. Zusätzlich traf er sich mindestens fünf Mal im Irak mit iranischen Politikern.
Die Entscheidung, solche Informationen zu veröffentlichen, ist unüblich. Die spiegelt die Besorgnis der US-Regierung über den iranischen Einfluss auf das Ergebnis der Irak-Wahl vom 7. März.
In einer Antwort auf eine E-Mail-Anfrage hat Ahmed Chalabi alle Vorwürfe, die Ordierno gegen ihn erhebt, abgestritten. Er sei kein iranischer Agent: "Diese Anschuldigungen tauchen jedes Mal auf, wenn wir etwas unternehmen, was der Politik der USA nicht genehm ist." Und weiter heißt es: "Wir vergeben aber General Odierno, weil er Saddam (Hussein) gefangen genommen hat."
Geleitet werden die iranischen Aktivitäten im Irak von Soleimani, den Menschen, die ihn persönlich kennengelernt haben, als brillante persische Version von John le Carres Meisterspion Karla beschreiben. Unterstützt wird er vom Irak-Beauftragten, der unter dem Namen Abu Mahdi Mohandes bekannt ist und der laut Angaben von US-Regierungsbeamten in das Bombenattentat auf die US-Botschaft in Kuwait 1983 verwickelt gewesen sein soll.
Neun Millionen Dollar sollen die Iraner monatlich in den Islamic Supreme Council investieren, eine Schiiten-Partei, die die meisten Sitze im irakischen Parlament hat. Dazu noch acht Millionen Dollar monatlich für die militante Schiiten-Bewegung von Moqtada al-Sadr.
Iraks Premierminister Nouri al-Maliki soll bei dieser iranischen Aktion einen sehr heiklen Balanceakt vollführen, indem er manche Schritte der Iraner zurückweist, andere aber akzeptiert. Laut US-Geheimdienstberichten sorgt ein Mitglied aus Malikis Team persönlich und im wahrsten Sinn des Wortes eigenhändig für diskretes Überbringen der Korrespondenz, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
Aus Sicht der Iraner ist eine willfährige irakische Regierung eine Sicherheitsfrage und von größter Wichtigkeit, besonders für die Generation, die den Irak-Iran-Krieg in den 80er Jahren erlebt hat. Am besten gegensteuern könne man dem, heißt es aus US-Regierungskreisen, mit einer Stärkung des irakischen Patriotismus. Laut Umfragen misstrauen die Iraker dem Iran noch mehr als den USA. Die iranische Einmischung im Irak sei bisher immer nach hinten losgegangen, und in der US-Regierung hofft man daher, dass das diesmal wieder der Fall sein wird.
Übersetzung: Redaktion