Österreich wäre als Vermittler prädestiniert. | EU-Präsidentschaft steht einem Alleingang im Wege. | Der Einfallsreichtum des Iran im Atomstreit scheint schier unerschöpflich. Nach monatelangen taktischen Winkelzügen erklärte Außenminister Manuchehr Mottaki, nicht mehr mit dem EU-Trio Deutschland, Großbritannien und Frankreich verhandeln zu wollen. Gespräche würden nur noch bilateral, also mit einzelnen Staaten geführt.
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Auf den ersten Blick bietet sich da Österreich an, das auf traditionell gute Beziehungen mit Teheran zurückblicken kann. Unternehmen wie die VA Tech oder Liebherr haben starke wirtschaftliche Bande mit dem Iran geknüpft und auch politisch hat man beispielsweise im Fall der Wiener Kurdenmorde, hinter denen zu stehen Teheran verdächtigt wird, gemäßigt reagiert. Letztlich hat Wien auch mit der Islamkonferenz im Jänner seine Rolle als Brückenkopf unter Beweis gestellt.
Während seines Vorsitzes muss Österreich nun aber den EU-Kurs im Streit um das Atomprogramm nicht nur mittragen sondern auch propagieren - allfällige Sanktionen mit inbegriffen. Angesichts dieses Dilemmas achtet Wien darauf, nicht in eigenem Namen Stellung zu nehmen. Die eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen treten da in den Hintergrund. Denn zum einen sind von der EU-Haltung abweichende außenpolitische Positionen an sich schon fast die Regel. Zum anderen will man ein Auseinanderbrechen der EU in der Haltung gegenüber Teheran vermeiden, mit dem der Iran spekuliert. Der Gottesstaat könnte sich im Bedarfsfall den schwächsten Gesprächspartner herauspicken.
Schon bei seinem Besuch in Brüssel hatte Mottaki versucht, die Haltung der EU aufzuweichen. Ver geblich: Die Union beharrte geschlossen auf ihrem Standpunkt. So gehen dem Iran langsam die Gesprächspartner aus. Um zu verhindern, dass der Konflikt vor den UN-Sicherheitsrat gebracht wird, konnte Teheran bisher auf das Veto seiner wirtschaftlichen Verbündeten Russland und China zählen. Sollten die Verhandlungen mit Russland wie erwartet scheitern, bleibt nur noch China als letzter Joker. Ein riskantes Spiel, denn auch Peking hat die Tonart im Streit um das iranische Atomprogramm bereits verschärft. Verliert sie auch noch ihren letzten Verbündeten, könnte Teheran schon bald an die Grenzen seines Einfallsreichtums stoßen.