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Iran kontert Sanktionen, kurbelt Selbstversorgung an

Von Arian Faal

Politik

Sanktionen von Japan und Südkorea. | Abhängigkeit von Raffinerie-Importen ist gesunken. | Paris/Teheran. Sichtlich stolz gaben Irans Öl- und Wirtschaftsministerium bekannt, die Selbstversorgung mit Benzin sei fast erreicht. Jahrzehntelang galten Benzin-Importe wegen fehlender eigener Raffineriekapazitäten als Achillesferse.


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Ölminister Massoud Mirkazemi verkündete, bereits Ende August sei eine Tagesproduktion von 66,5 Millionen Liter Benzin geschafft worden. Die Zeit der Abhängigkeit sei endgültig vorbei. Experten reagierten auf die Meldung zwar mit Skepsis. Westliche Schätzungen gehen aber auch davon aus, dass die Import-Abhängigkeit in den letzten 24 Monaten von 40 Prozent auf 25 Prozent gesunken ist.

Hauptgrund für die rasche Ankurbelung dürfte die Tatsache sein, dass der Westen die Schlinge um den Iran immer enger zieht. Im Konflikt um Irans Nuklearprogramm haben seit kurzem auch Japan und Südkorea nach dem UN-Sicherheitsrat, der EU und den USA härtere Sanktionen gegen Teheran verhängt. In Tokio setzt das Kabinett derzeit den Beschluss um, den Besitz von 88 mit dem Atomprogramm in Verbindung stehenden Unternehmen, Banken oder Regierungseinrichtungen und 24 Verantwortlichen einzufrieren. Geplant ist ferner eine strengere Beschränkung von Finanztransaktionen und ein Stopp von japanischen Investitionen in den iranischen Gas- und Ölsektor. Nicht eingeschränkt wird der Import von iranischem Öl: Der Iran ist für das an Rohstoffen arme Japan der viertwichtigste Öllieferant.

Deutschland betreibt Iran-Geschäfte weiter

Ähnlich hart ist für die Perser die Sanktionsrute aus Südkorea: Das Land ist einem Aufruf Washingtons gefolgt und hat ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Laut Außenministerium sollen Finanztransaktionen stärker überwacht und die Filiale der iranischen Bank Mellat in Seoul mit einer "schweren Strafe" belegt werden.

Teherans Hausbank wird beschuldigt, Transaktionen im Wert von Hunderten von Millionen Dollar für das iranische Atom- und Raketenprogramm ermöglicht zu haben. Im schlimmsten Fall droht der Filiale gar eine zweimonatige Einstellung ihrer Geschäftstätigkeiten.

Ferner hat die Regierung in Seoul 102 Organisationen - darunter 14 weitere Banken und 24 Einzelpersonen - auf eine Schwarze Liste gesetzt. Mit ihnen sollen Devisengeschäfte unterbunden werden.

Für Südkorea sind diese von den USA "auferlegten" Handelsbeschränkungen gegen Teheran fatal, denn der Iran ist Südkoreas größter Handelspartner in Nahost und einer seiner größten Öllieferanten.

Indes ist bekannt geworden, dass deutsche Exporte in den Iran trotz der Sanktionen im ersten Halbjahr 2010 kräftig gestiegen sind. Deutsche Unternehmen verkauften Waren im Wert von rund 1,85 Milliarden Euro in die Islamische Republik - 14 Prozent mehr als in der ersten Hälfte 2009. Der Iran kaufte vor allem Maschinen, chemische Produkte und Metalle ein.

Laut Statistik amt stiegen die Importe aus dem Iran sogar um 88 Prozent auf 280 Millionen Euro. Bei den Importen dominieren Erdöl und Erdgas: Deutschland bezahlte dafür rund 118 Millionen Euro - ein Jahr zuvor waren es nicht einmal acht Millionen Euro.