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Iran: Lösung im Atomstreit nicht fern

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Interview mit Irans Außenamtssprecher Hassan Ghashghavi. | "Wiener Zeitung": Der Iran konzentriert sich außenpolitisch aufgrund des Atomstreits zunehmend auf Asien und Südamerika. Schon sprechen einige von "kühlen Beziehungen" zu Westeuropa.


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Hassan Ghashgavi: Schauen Sie, der Iran pflegt ausgezeichnete Kontakte zu vielen Ländern. Solche Beziehungen haben einen Rahmen: Sie beruhen auf Respekt und Gegenseitigkeit. Wenn es jetzt auch den Eindruck machen sollte, dass wir uns zunehmend auf Asien konzentrieren, dann heißt das keineswegs, dass wir keine guten Beziehungen zu Europa pflegen wollen. Wir verlangen allerdings auch von einigen europäischen Ländern, dass sie den notwendigen Rahmen solcher Beziehungen respektieren.

Der Atomstreit hat aber doch einiges geändert?

Wir glauben, dass es im Sinne aller Beteiligten ist, dass der Atomstreit gerecht und rasch beigelegt wird. Es macht keinen Sinn, den Konflikt ewig vor sich herzuschieben.

Wie sieht eine endgültige Lösung aus?

Ich sage nicht, dass der Atomstreit morgen gelöst wird. Die Sorge des Westens ist die iranische Nutzung der Atomtechnologie abseits von friedlichen Zwecken. Der Iran versucht diese Sorge durch eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) und als Mitglied des Atomwaffensperrvertrages zu beseitigen. Wir erwarten, dass der Westen die legitimen Rechte Irans hinsichtlich der friedlichen Nutzung der Nukleartechnologie anerkennt und respektiert. Letztere dürfen nicht unter den Tisch gekehrt werden.

Viele sprechen davon, dass der Atomstreit in einer Sackgasse steckt und seit Monaten nichts Produktives weitergeht...

Vielleicht wissen diese Leute nicht Bescheid, was wirklich bei den Verhandlungen passiert. Ich persönlich habe nicht im mindesten den Eindruck, dass sich der Atomstreit derzeit in einer Sackgasse befindet. Es geht aktiv und fortlaufend etwas weiter. Jeder, der mit der Problemstellung vertraut ist, sieht deutlich, dass wir einen beachtlichen Teil des Weges zurückgelegt haben und die Lösung nicht mehr fern ist.

Wenn man aber die drei UN-Resolutionen, die Sanktionen und die momentane Unzufriedenheit der IAEO in Betracht zieht, sieht dieses Bild anders aus.

Wir orientieren unsere Verhandlungen nicht an Resolutionen und Sanktionen. Sie sehen ja auch, dass die Sanktionspolitik gegen Teheran kläglich gescheitert ist. Schauen Sie sich unsere Neuverträge heuer an. Auch die Europäer sehen die Nutzlosigkeit von sinnlosem Druck. Die Atomfrage muss auf gerechte Weise geregelt und gelöst werden. Es werden verschiedene Lösungsvorschläge für die Errichtung eines Konsortiums zur Urananreicherung im Iran diskutiert.