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Iran: Neues Gesicht - alte Positionen

Von Arian Faal

Politik

Jalili verhandelt mit Solana in Rom. | Enger Vertrauter Ahmadinejads neuer Atom-Unterhändler. | Teheran/Rom/Wien. Wann immer eine Zusammenkunft zwischen den Atomunterhändlern des Westens und dem Iran zur Atomfrage bevorsteht, brodelt die Gerüchteküche. Jedes Mal werden die Journalisten gefordert, denn es gibt mehrere geplante Orte und Termine für die Verhandlungen. Erst in letzter Sekunde verkündet man Details. Wenn aber drei Tage vor solch einem Treffen der eine Chefverhandler - in diesem Fall Irans Ali Larijani - zurücktritt, dann gewinnt das Meeting besonders an Brisanz.


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Am Samstag wurde Larijanis Rückritt bekannt gegeben und der 42-jährige Vizeaußenminister Said Jalili als Nachfolger benannt. Die Meldung löste im Iran, als auch international große Bedenken aus. Der Rücktritt Larijanis wurde von moderaten Konservativen Teherans bedauert. Auch Europa bedauerte Larijanis Rücktritt. Der ehemalige UN-Botschafter der USA, John Bolton bezeichnete den Abgang des Diplomaten gar als Zeichen, dass der Iran seinen Konfrontationskurs verstärken werde.

Zum heutigen geplanten Treffen der Perser mit EU-Außenbeauftragten Javier Solana in Rom werden sowohl Larijani als auch Jalili erwartet. Larijani und Solana, zwischen denen eine persönliche, konstruktive Gesprächsebene besteht, waren zuletzt im Juni zusammengetroffen.

Teheran unterstreicht mit der Anwesenheit Larijanis damit die Aussage, dass sich durch den Amtswechsel nichts an ihrer Position ändern werde. Jalili selbst ist zwar Solana nicht unbekannt, da er Larijani schon einige Male begleitet hatte, international jedoch ein Newcomer.

Er war bisher stellvertretender Außenminister für Europa -und US-Fragen, promovierte in Rechts- und Politikwissenschaften, trat 1989 in den diplomatischen Dienst ein und arbeitete zunächst im Büro des geistlichen Oberhaupts Ali Khamenei. Der aus Mashad (Stadt im Nordosten Irans) stammende Diplomat gilt als Vertrauter von Präsident Mahmud Ahmadinejad und wird seinen unnachgiebigen Kurs weiter propagieren.

Indes hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde(IAEO), Mohamed ElBaradei, gegenüber "Le Monde" bekräftigt, dass der Iran erst in drei bis acht Jahren zum Bau einer Atombombe in der Lage sei. "Ich will die Leute von der Vorstellung abbringen, dass der Iran schon morgen eine Bedrohung darstellt", zitierte das Blatt den IAEO-Chef am Montag.