Abbruch der Atomverhandlungen mit dem Westen möglich. | Teheran sieht sich weiterhin im Recht. | Teheran/Wien. Trotz heftiger internationaler Kritik hat der Iran mit Stichtag gestern, Montag, seine zuletzt ausgesetzten Nuklearforschungsarbeiten wieder aufgenommen. Die von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO an den Anlagen befestigten Siegel würden entfernt, bekräftigte bereits am Sonntag der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Hamid Resa Asefi.
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Welche Arbeiten genau erneut in Gang gesetzt werden sollen, ließ der Iran offen. Diplomaten zufolge könnte es sich um Labortests zur Urananreicherung handeln. Das solle unter internationaler Aufsicht erfolgen. Daher liege es nun an der IAEO, sich bereitzuhalten. "Es gibt nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste", fügte Asefi hinzu.
Provokation
Dieser vom Westen als Provokation empfundene Schritt macht die Tür zu einer friedlichen Lösung ein weiteres Stück zu. Es wäre das zweite Mal in fünf Monaten, dass der islamische Gottesstaat IAEO-Siegel an einigen seiner Anlagen entfernt.
Dies würde auch bedeuten, dass der Iran einen weiteren Schritt zu einem vollständigen Nuklearkreislauf (der auch die umstrittene Urananreicherung beinhaltet) setzen würde. Vertreter der EU und der USA hatten zuletzt betont, eine "solch unüberlegte Aktion" würde weit reichende Konsequenzen haben.
Unterdessen verhandelten Vertreter des Iran und Russlands am Wochenende weiter über einen Kompromissvorschlag, der eine Uran-Anreicherung auf russischem Gebiet vorsieht. Doch auch bei diesen Gesprächen kam es zu keiner Einigung. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sich der Iran in ein Abhängigkeitsverhältnis begibt und auf den russischen Vorschlag, der nicht ganz uneigennützig ist, eingeht. Russland versucht in Hinblick auf den jüngsten Gaskonflikt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um seine regionale Stärke auszubauen eingeht.
Treffen ungewiss
Ob es am 18. Jänner wie geplant tatsächlich zu weiteren Gesprächen zwischen den Konfliktparteien kommt, ist derzeit völlig offen. Nachdem am vergangenen Donnerstag ein Treffen zwischen der iranischen Delegation und Vertretern der IAEO geplatzt ist, reagiert die iranische Seite zunehmend offensiv.
Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" gab sich der iranische Botschafter in Wien, Seyed Mohsen Nabavi, selbstbewusst: Der Iran habe sich nichts vorzuwerfen und unternehme alle Schritte im Rahmen der internationalen rechtlichen Grundlagen. Die vergangenen zwei Jahre hätte man weiters aus Respekt vor der IAEO und dem Westen sämtliche Nuklearforschungsaktivitäten eingestellt und dies sei schon ein deutlicher Beweis für die Bereitschaft des Iran, eine positive Zusammenarbeit zu forcieren, so Nabavi. Man werde in den kommenden zwei Tagen sondieren, welche Haltung der Iran einnehmen werde. Doch fürchten werde man sich gewiss nicht, schon gar nicht vor Drohgebärden der USA, so der Diplomat.