Maßnahmenpaket für Sanktionen Light. | Präsident will Benzin rationieren. | Teheran. Eigentlich sieht der Iran Sanktionen wegen seiner umstrittenen Urananreicherung gelassen entgegen. Die chronische Uneinigkeit unter den fünf Vetomächten des UN-Sicherheitsrats, die gemeinsam mit Deutschland Strafmaßnahmen erörtern, mündete bisher immer in eine Handlungsunfähigkeit, deren Nutznießer Teheran war.
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Doch nachdem der Weltsicherheitsrat in Folge des nordkoreanischen Atomtests Einigkeit zeigte und Sanktionen verhängte, ist der Iran offenbar vorsichtiger geworden. Obwohl der Gottesstaat auf die Sanktionsgegner Moskau und Peking zählt, rüstet er sich nun für "Sanktionen Light".
Das Maßnahmenpaket ist groß. Als erstes wurde iranisches Geld von westlichen Auslandskonten in Drittländer transferiert. Mögliche Teuerungswellen ist die Bevölkerung seit dem achtjährigen Krieg gegen den Irak ohnehin gewöhnt. Im Luftverkehr darf der Iran aufgrund der US-Sanktionen bereits seit Jahren keine neuen Boeing-Flugzeuge und Ersatzteile kaufen. Hier behilft man sich entweder mit der Weiterverwendung von ausgemusterten Flugzeugen aus der Türkei und Russland, oder mit Improvisation. Wie kreativ hier die Perser sind, zeigt die iranische Variante einer alten Boeing 747, die mit einem auf eigene Faust verkleinerten Rumpf und modifiziertem Heck fliegt.
Erdöl ohne Benzin
Hauptaugenmerk des Pakets ist aber der Energiesektor. Nach Saudi-Arabien besitzt der Iran weltweit die größten Erdölreserven. Der Ausfall iranischer Lieferungen würde im Falle von Sanktionen die Preise in die Höhe treiben. Doch der Bedarf an Erdöl ist hoch und bei der Weltmarktlage wird es dem Iran wohl möglich sein, auch an Sanktionen vorbei Geld zu verdienen.
Der Haken: Teheran importiert rund zwei Drittel seines Benzins, da die Raffinerien fehlen, um den Eigenbedarf zu decken. So kosten die Treibstoffeinfuhren einen beträchtlichen Teil der Einnahmen aus den Rohölexporten. Trotzdem ist Sprit billig: Der Liter Super kostet durch staatliche Subventionen nur rund acht Cent. Daher ist Benzinsparen für viele Iraner ein Fremdwort, deren veraltete Autos oft bis zu 16 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.
Das hat auch Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad erkannt und will die Notbremse ziehen. Da er bei Sanktionen in kürzester Zeit trotz seines Öls ohne Sprit dastehen würde und größere militärische Operationen kaum möglich wären, soll mit rigorosen Energiesparprogrammen die eigene Treibstoffproduktion rationiert werden. Erste Reserven für den Fall von Strafmaßnahmen wurden bereits angelegt und auch ein Ende der Benzinverschwendung (65.000 Liter werden täglich verschüttet) angekündigt.